ein Gedicht geschenkt bekommen

auf der schulter einen falter

……. …. ….

frau mit pelerine

wie damals die alte patentante

besondere gaben hatte sie

borgte sich die fühler des falters

schmetterling du kleines ding

seine flügel nahmen sie mit

über alle zäune und grenzen

war ein fangnetz auf dem weg

dirigierte sie den flug

darüber hinweg

schwerelos

will ich ein wenig schreiben

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Dieses Gedicht hat mir Bess Dreyer zugeschickt – in einem Kommentar, hier der Link: https://juergenkuester.net/2019/07/12/ein-wenig-zeichnen-und-das-wattenmeer/

Und als wir uns am Frühstückstisch darüber unterhielten, und was das vor allen Dingen fuer eine nette Geste von Bess sei, da erzählte Juergen von Tante Mia, einer Nenntannte, aus seinen Kindertagen.

Sie wohnte neben den kleinen Frauen am Fluss, unten, am Ortsausgang. Sie war stolz auf ihre langen Haare, die bis zum Po reichten, und morgens geflochten und dann zum Kranz um den Kopf gelegt und festgesteckt wurden. Grauer Flanellrock, weiße Bluse, Pelerine, graue oder schwarze Strickstrümpfe, flache Schuhe: das war die Garderobe. Sie war katholisch fromm, eine alte Jungfer, wie man so sagte, die immer zum beten und plauschen kam, aber einfach nett, wirklich nett.

Das war die Geschichte von Tante Mia. Und deren Pelerine. Aber ohne einen Schmetterling.

Buchalov

8 Gedanken zu „ein Gedicht geschenkt bekommen

  1. Danke!
    Meine war die Tante Ohle.
    Aber eine Tante Mia hat es auch gegeben, sie hatte eine singende Sprache und spielte manchmal auf dem Klavier für uns.

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  2. Soooo, soo schön.
    Eine Tante Mia hatte damals fast jeder.
    Meine hieß Annegret, hatte den gleichen Zopfkranz um den Kopf wie Mia, dazu sehr blaue Augen, trug gern eine weiße Häkeljacke, einen grauen, wadenlangen Faltenrock, flache Lederschuhe mit Schnürsenkeln und wußte alle Apostel aufzusagen.
    Zur Konfirmation bekam ich von ihr ein weißes, geklöppeltes Taschentuch geschenkt, dazu ein kleines Bildchen in Gold und Bunt mit einem Bibelspruch.
    Ja, das war Tante Annegret.

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