Katalog, die Grosse

Juergen saß bei mir im Schlafzimmer, in meiner Aquarellecke, wir tranken Kaffee und er holte den Katalog zur Großen Kunstausstellung NRW raus – die hat er letzte Woche besucht –  und zeigte Exponate anhand von Bildern. Den Katalog schleppt er seit Tagen mit sich rum und schaut immer wieder hinein. Juergen sucht Anregungen.

Und ich fragte ihn bei jedem Bild, was er denn davon für sich mitnehme, wenn er es so betrachte? Was ihm das einzelne Exponat gebe? Dieses Vorgehen fand er echt gut.Er sagte:

Alles ist mit allem möglich. Kein Material, kein Thema ist für eine künstlerische Bearbeitung ausgeschlossen. Von der Seife bis zum Gürtel, vom Foto bis zur Dachlatte, vom Bunstift bis zum Zeitungspapier kann alles Verwendung finden. Das gibt viel Freiheit.

Starke Bilder sind Bilder, die einen überraschen. Oder in ihrer Heftigkeit anspringen. Oder einen an sich binden. Oder schräg sind, von der Ästhetik her. Oder einen ungewöhnlichen Blickwinkel haben. Oder in einem selbst einen bestimmten Nerv treffen.

Üppigkeit und Reduktion: beides hat was. Die Üppigkeit schickt einen auf eine narrative Reise – es gbt was zu entdecken. Die Reduktion bündelt auf das Wesentliche.

Und immer spürt man den Versuch etwas zu schaffen, was es bisher noch nicht gab: der Wille zur Einzigartigkeit schwebt durch die Ausstellung.

Buchalov

die Grosse

Er kam bei mir in der Garage vorbei und trug ein dickes Buch unter dem Arm. Juergen erzählte, dass er gestern in der Großen Kunstaustteluugn NRW in Düsseldorf gewesen sei, drei Stunden lang, und wenn er dann den Katalog kaufe, habe das schon etwas zu bedeuten. Und er zeigte mir aus dem dicken Wälzer so einiges.

Ich habe verstanden, dass ihn in der Übersicht die Vielzahl der Einzelposotionen stark gefesselt haben. Diese zeige nämlich, sagte er, wo die aktuelle Kunst in NRW stehe und dass es nicht unbedingt die Spitze der Avantgarde sei, aber eben die Masse der aktiven Künstler und was die so machten und wo sie ästhetisch ständen. Und das hat ihn sehr inspirieret. Es ist einmal die Unterschiedlichkeit der thematischen Positionen, nicht abgehoben, sondern auf das Leben bezogen. Und es ist der wahnsinnige Mut zur Verwendung aller nur möglichen Materialien des alltäglichen Lebens: von der Seife bis hin zu Gürteln. Die Malerei habe zu kämpfen, um sich gegen die Macht der Objekte und Skulpturen und Plastiken zu behaupten. Starke Bilder seien dabei herausgekommen, Bilder und Positionen, die ihn zum Innehalten gezwungen hätten. Er habe viel gelernt. Im Detail.

Und  im Grundsätzlichen müsse man radikaler sein in der Verwendung von Motiv, Material und Ästhetik. Sich nicht mit den traditionellen Sehgewohnheiten abfinden, diese bedienen. Nein, gegen den Strich bürsten, sei wohl wichtiger. Mache auch wohl mehr Spaß.

Er hüttete den Katalog wie eine Bibel und gab ihn nicht aus den Händen.

Buchalov