Das Zwickelbüro ist der Ort, an dem experimentiert wird. Es ist der Ort, wo Bewährtes seine Fortführung findet. Und es ist der Ort des Austauschs.
Jürgen










Elke


Martina
Antje


Buchalov
Zip, zip, zip, das Gedankliche, das Planerische fand seinen Weg. Was „Sabeth47“ vor Tagen in einem Kommentar schrieb, erfüllte sich gestern: „die gedanken wuchsen durch die wand.“
Was ich damit meine? Na ja, so eine enge Zusammenarbeit an drei Tagen ist ja nicht nur die reine Fertigstellung von Werken. Es wird natürlich auch vieles vertieft, was so gedanklich in den Einzelnen wühlt – von Ai Weiwei und seiner Kunstaktion bei Hornbach bis hin zur Frage, wie man es mit der Mitgliedschaft im BBK hält. Die Gedanken wuchsen halt durch die Wand.
Martina war gestern zu Antje und Jürgen gestoßen. Sie ist schwerpunktmässig zeichnerisch unterwegs und hatte im Atelier von Andrea, deren Raum mitbenutzt werden durfte, ihre große Rolle ausgebreitet und gleichzeitig die kleinen Seiten ihrer Kalenderblätter. Auf beidem wurde gezeichnet und die Form den Zwickels war von Interesse. Auch Zwickelalgen oder Zwickelfische sind aufgetaucht.
Jürgen hatte sich kleine Linolschnittplatten vorgenommen und vorgezeichnet und anschließend geschnitten: klein, klein und pingelig – ungewöhnlich für ihn. Der Zwickel wurde zum Schatten und ist der Zwilling. Symmetrie, Spiegelung und der Zwickel in einer möglichen Abwicklung fanden den Weg aufs Linoleum. Und morgen wird gedruckt. Und die Hintergründe, auf die gedruckt werden soll, sie warteten schon, dank Anke. Anke hat gestern Bilder fertiggestellt, die schon lange auf die endgültige Fertigstellung warteten. Auch ihre Blätter mit Zwickelformen auf Papier aus einem Kunstkatalog brachte sie ins Ziel. Ich bin gespannt, was sie sich für den letzten Tag vornimmt. Buchalov
Antje lachte sich den Weg frei und Jürgen war das Honigkuchenpferd. So war es in Geldern, in Juergens Atelier, im Zwickelbüro. Gestern.
Der erste Tag im neuen Zwickelbüro 2020 war gestern. Ich war und bin der Chronist. Diese Rolle hat Juergen mir zugedacht, und ich mache das wirklich gerne. Und als Beobachter muss ich sagen, dass die Zwei, Antje und Jürgen, von Null auf Hundert gestartet sind. Es ging direkt in die Vollen. Das Projekt trägt, es ist in den Köpfen und das gerade auch in der Zeit zwischen den Treffen. Woran ich das merkte? Antje kam mit Geschenken für Jürgen: Einmal waren es Spielkarten der Inspiration aus dem Hamburger Bahnhof in Berlin. Und es waren diverse Hintergründe, extra für ihn geschaffen, die nun auf Juergens Linolschnitte warten – Jürgen strahlte.
Es war so, als habe er etwas abgegeben und hinaus in die große Welt geschickt. Es war Anfang Dezember als er „Hermann dem Vernetzer“ ein kleines, ausgeschnittenes Bild von einer Art Flugsamen in die Hand drückte. Damit verbunden war der Wunsch es als Anregung zu nutzen, wenn „Hermann, der Vernetzet“ im ArToll arbeite.
Er hat es getan. Und so fand ein Motiv, dass Juergen auf seiner BFT Tour 19 in Horn/NL gefunden hatte nun seinen Weg an den Niederrhein, ins ArToll und in die Augen vieler Besucher. Es diente „Hermann, dem Vernetzen“ als Treibsatz, als Anschub, wunderbar! So glaubt Juergen jedenfalls. Es ist so, als wenn ein Gedankenband oder besser ein Motivband zwischen zwei sich Nahestehenden entstanden sei und über Beide hinauswirkt.Buchalov
Natürlich sei das ein Experiment, meinte Juergen am Tag 3 im „Zwickelbüro“. Einmal, weil man im „Zwickelbüro“ mit Formen und Techniken herumspiele und nicht wisse, ob man sich dem Thema wirklich annähere. Zum anderen sei man im Ergebnis vollkommen offen und alles sei möglich – auch das Scheitern. Aber man könne ja drüber reden, schließlich seien sie zu viert bei diesem Projekt.
Und während Juergen an seiner Linoliumplatte herumschnitt und Antje Hintergründe montierte, tauchte zwischen ihnen im Gespräch das Thema vom Zufall und vom geplanten Zufall auf. Für Juergen ist das ein wichtiges Thema, denn er geht gerne auf zufällige Impulse im Arbeitsprozess ein – wenn er sie den wahrnimmt. Obwohl: sensibilisiert ist er dafür schon. Überhaupt die Hintergründe: immer wieder sind sie ein Thema zwischen den Beiden und haben gerade im malerischen Prozess von Antje eine große Bedeutung.
Hier ein paar Ergebnisse von Juergen und Antje:
Rita, die Dritte im Bunde, saß mitten im großen Raum, an einem kleinen Arbeitstisch und zeichnete spielerisch an einem oder mehreren Gehirnen und rollt die Gehirnwindungen zeichnerisch ab. Der Zwickel als keilförmiger Teil des menschlichen Gehirns läßt sie nicht los.
Und Tobias ist wohl noch am weitesten vom Thema „Zwickel“ entfernt, denn er schnitt pflanzliche Formen aus und übertrug sie auf Holz oder er experimentierte mit verschiedenen Transferpasten, die Fotokopien auf Holz abbilden können oder sollen. Wenn mehr Zeit zur Verfügung stehen würde, ja dann ….
An dieser Stelle sage ich nun „Tschüss“ aus dem Zwickelbüro. Im nächsten Jahr geht es zum Thema der weiter, im Februar 2020.
Buchalov
Juergens Monotypien sind nun fertig. Antjes Collagen-Malerei ebenfalls. Für Jürgen und Antje war es der dritte Tag im Zwickelbüro. Und der letzte, denn drei Tage der Zusammenarbeit waren abgesprochen.
Monotypien seien so eine Sache, meinte Juergen. Man agiere spontan, situativ und experimentell, nur wenig sei kontrollierbar, der Zufall sei ein fester Begleiter und man müsse sich auf seine situativen Entscheidungen verlassen können. Man müsse Vertrauen zu sich selbst haben. Und am Ende den Mut besitzen genau die Entscheidungen, die man getroffen hat, konsequent zu verfolgen. Bei der Monotypie sei auch schnell mal was vermanscht.
Juergen bat mich, einen Rückblick zu halten – von den drei Tagen, vom Arbeiten im Zwickelbüro. Ich sei ja schließlich die ganze Zeit dabeigewesen.
Also:
das Analytische: Juergen hat sich wohl auf die Zwickelformen konzentriert, auf die Fläche, auf die Kontur, auf das Verborgene im Thema, auf den Keil in der Unterhose oder dem Badeanzug.
Das Dynamische: Antje, inspiriert durch einen Bildband über Punkmode untersuchte malerisch das Dynamische, das Freiheitliche, das Konfrontative, das Verhältnis von Unordnung und Ordnung.
Das gegenseitig Befruchtende: man schaute auf sich, man schaute auf das, was der andere machte, man redete über die Dinge, über die Auffälligkeiten, man erklärte sich, man rechtfertigte, man vergewisserte sich, ob man auf dem richtigen Weg sei, man ließ beurteilen, ließ Auffälligkeiten beschreiben und traf Entscheidungen.
Das Experimentelle: Antje hat mit fuer sie neuen Materialien so einiges ausprobiert und Juergen hat versucht, das Drucken in Monotypien offen zu gestalten und dennoch besser zu kontrollieren.
Der Zufall: man solle sich nichts vormachen, so Juergen zu mir. Bei aller Methodik des Vorgehens, bei allen Vorüberlegungen, bei allem Planbaren: der Zufall sei ständiger Begleiter, Gott sei dank, und feuere immer den Prozess an.
die Passung: die Beiden verstehen sich sehr gut, kennen sich bestens und gehen behutsam miteinander um.
Buchalov
Also zuerst die Form des Zwickels: Juergen hat, inspiriert durch Antjes Vorliebe für den Punk, erst einmal Zwickel aus einem Buch über Punkmode gezeichnet. Das Zeichnen sollte Klarheit schaffen über Zwickelformen, Zwickelflächen und Kombinationen von beidem. Im Kopf, so Juergen, sollte eine Vorstellung entstehen, die später bei der Produktion von Monotypien abgerufen werden sollte. So der Plan. So die Methode!
Antje hat zuerst geschaut, lange und genau – auf ihre Arbeiten von gestern. Sie wollte heute einen neuen Blick auf das Alte. Und dann hat sie ihre Papierstreifen geklebt, auf verschiedene Formate, mit schwarzem Hintergrund. Es ist so eine Zwischending von Malerei und Collage, dass sie da realisiert. Und sie hatte Kartoffelstempel mitgebracht. Eine gute Idee, fanden Juergen und ich. Die kamen auch zum Einsatz.Dann kamen Jürgens Monotypien. Sie werde ich morgen zeigen, wenn er sie noch einmal überarbeitet hat.
Und dann die Farben. Im Zwickelbüro habe irgendwie eine Farbexplosion stattgefunden, meinte Juergen. Die Gründe seien ihm vollkommen schleierhaft. Durch die schwarz- weiß Bilder im Kartoffeldruck hat Antje das dann aber wieder gebrochen und dagegen gearbeitet.
Schließlich tauchte da noch der Begriff des Zwickel- Milieus auf. Zu diesem Milieu gehören die Menschen, so Antje und Juergen, die mit Maßschneiderei, mit Stoffen, mit Stecknadeln und Sicherheitsnadeln aufgewachsen sind. Antje und Jürgen, so sagen Sie, zählen sich auch dazu.Beinahe vergessen habe ich: Juergen hat seine Drucke fertig gestellt, signiert und erst einmal provisorisch aufgehängt.
BuchalovDas Zwickelbüro hat heute eröffnet!
Der Zwickel ruft. Oder: der Zwickel, unser heimlicher Begleiter. Oder: der Zwickel, die Spielwiese.
Heute jedenfalls war der erste Tag im Zwickelbüro von Antje und Juergen in seinem Atelier in Geldern. Es war nicht so, als wenn beide mal so einfach heute ins Thema reingesprungen wären. Nein, sie haben schon in den letzten Tagen einiges vorbereitet. Das geht ja auch nicht anders, denn sie haben nur drei Tage im Büro zur Verfügung.
Antje arbeitete an großformatigen Blättern und versuchte die Wucht und Unordnung und Freiheit, die für sie symbolhaft im Zwickel steckt, irgendwie zu fassen. Sie liebt momentan den Punk. Er motiviert sie. Punk ist überall, sagt sie.
Und Juergen hat seine Skizzen zum Zwickel mittlerweile in Holzschnitte umgesetzt, es sind sieben, die ersten Druckeschritte absolviert und schneidet sich durchs Thema. Sein Schwerpunkt liegt in der Form des Zwickels. Der Zwickel als Fläche. Der Zwickel im Schnittmuster. Wie fast immer arbeitet er nach dem Prinzip der verlorenen Platte. Daneben fuchst er sich in Monotypien ein, die ja gar nicht so einfach zu realisieren sind, da sie oft sehr schnell in die große Schmiererei abgleiten. Na ja!
Buchalov
Marburg war das Ziel, eine Zwischenstation auf dem Weg zu Ulli Gau im Schwarzwald.
Ich zeige heute noch weitere Bilder, die Juergen gestern mit Heike Schnittker erstellt hat. Thematisch hatten sie Körperlandschaften in den Blick genommen.
Buchalovs Freunde Tour, 15-06-2018, Marburg