Und dann erscheint das Schiff

Sevina, die Filmemacherin, hatte mich eingeladen, ins Aaltho-Theater, zu „Madam Butterfly“.

Der erste Akt konnte nicht überzeugen: in dem Versuch Puccini in einer modernen Form auf die Bühne zu bringen, wirkte die Lokalität doch zu gestellt, der Ablauf zu holprig, der inhaltlische Ablauf  für mich nicht logisch.

Der zweite und dritte Akt aber konnten voll überzeugen: eine ideenreiche Inszenierung mit sehr starken Bildern. Ich habe noch nie einen Transportcontainer so eindrucksvoll musikalisch lieblich untermalt in Bewegung gesehen. Die Amerikanisierung der Welt von Butterfly war brutal direkt. Und der Selbstmord im Beisein des eigenen Kindes, das anschließend Butterflys Messer aufgriff, lies einem den Atem stocken. Das Ganze war untermauert mit einer von Soltez grandios dirigierten Musik und sehr gutem Gesang.

So mag ich Oper, so ist sie modern, so ist die Brücke zwischen Dokumententreue und Zeitgemässheit geschlagen.

Und wenn es um die Hoffnung und Treue als menschliche Grundthemen geht, finde ich auch folgende Sätze von „Cio-cio-san“ sehr schön:“ Eines schönen Tages sehen wir einen Streifen Rauch aufsteigen am äußeren Rand des Meeres. Und dann erscheint das Schiff. Dann läuft das weiße Schiff in den Hafen ein, donnert sein Salut. Siehst Du?. Er ist gekommen!…“

Sevina darf mich wieder einladen. Ich würde mich echt freuen.

Buchalov

mir war langweilig

Diesmal Sevina und nicht Salomon: Sie hatte mich zum Opernbesuch ins Aaltotheater in Essen eingeladen: Bellinis „I CAPULETI E I MONTECCHI (Romeo und Julia). Es ging um  Liebe und Tod, Grundthemen der Existenz. Im Programmheft stand: „Liebe ist auf den Gipfeln der Ekstase Berührung mit der Ekstase des Todes.“ Na ja!

Sevina war begeistert: sie mag Opern, die dokumententreu aufgeführt werden und wo man sich nur auf das Instrumentale und die Stimmen konzentriert – keine Bühnenhandlung. Und sie mag den süßlichen Gesang des Belcanto.

Ich habe neue Begriffe gelernt: „Belcanto“ und „konzertante Form“. Und „Hosenrolle“.

Aber: Mir war langweilig.

Buchalov.