und er frage sich …

IMG_6137Man könne es übersehen, meinte Juergen. Wenn aber der Blick ein bewusster sei und man mit wachem Auge durch die Welt laufe, würden einem diese Dinge schon auffallen. Er meinte die Zeichen, die Abweichungen, das Zufällige, die Irritationen, die Hinweise.

Zum Beweis zeigte er mir eine Aufnahme, die auf der Wand im Untergeschoss eines Theaters in Berlin gefunden habe. Für ihn sei das keine Schmiererei, sondern eine Zeichnung. Eine spontane Zeichnung. Und er frage sich auch:  Warum dieses Motiv? Wer mache so etwas, mit welcher Absicht? Aus welchem Antrieb? Und er wisse, dass es keine klaren Antworten gebe und er wild spekulieren könne, wenn er wolle.

Buchalov

For my english readers:

You could look over it, said Juergen. But if the view is a conscious and you walk through the world with a lively look, we could notice these things already. He meant the signs, the deviations, the accidental, the irritation.

Surium 15-06-2011

Nach der Fülle kommt die Leere. Nach einem solch langen und intensiven Projekt wie „Surium“ stellt sich natürlich die Frage “ Was nun?“

Ich weiß es nicht. Im Atelier wartet zwar noch ein  Holzschnitt auf Fertigstellung und auch mein Internet -Buch „Lara Zeichnungen“ muss noch fertiggestellt werden. Aber ich weiß dennoch nicht wie es inhaltlich weitergeht. In der Regel kommen die Themen zu mir – bisweilen muss ich nachhelfen.

Ich werde wohl wieder den Weg über die Zeichnung suchen: zuhause einfach in eines meiner leeren Blankbooks zeichnen, irgendwelche spontanen Dinge und sehen, wohin mich das trägt. In der Regel entsteht daraus ein neues Projekt.

Oder ich lasse es ruhig angehen und mache erst einmal nichts – eine Pause. Wenn das denn überhaupt geht, denn die Maschine, das Gehirn – wie ich es nenne , läuft ja immer weiter in Richtung Kunst.

Mit diesem Eintrag heute schließe ich das „Online Tagebuch Surium“. Ich bin klar, mit uns, mit mir, mit dem Projekt. Das Ergebnis liegt vor. Die Ergebnisse sind im Internet eingestellt. Das Projekt  und das Tagebuch haben funktioniert. Danke für das Interesse und die Unterstützung – im Namen von uns Dreien!

Ab morgen schreibt wieder „Buchalov“ seine Geschichten und Jürgen führt sein Tagebuch ebenfalls weiter.

Surium 14-06-2011

Heute soll es nur eine kurze Notiz sein. Der folgenden Film bündelt das Ergebnis meiner Suriumarbeit von zehn Tagen. Er ist die Summe aller gedanklichen und praktischen Anstrengungen.

Und ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ein Teil meiner Arbeitsergebnisse auf meiner Homepage zu finden sind: [>> … Einblicke].

Surium 13-06-2011

Es war Ausstellungstag und es hat nicht geregnet. Das war ein gutes Zeichen.

Monika hat in einer großen Beständigkeit und Kontinuität heute gearbeitet, auch während der Gespräche mit den Besuchern. Dies hat uns mehr als erstaunt. Sie habe einen Tag gefehlt, also Nachholbedarf, so ihre Begründung.

Es gab viel Kaffee und Kuchen, geschenkt von Mareile und Gaby. Herzlichen Dank! Mareile nannte ihren Kuchen einen „Schwiegermutterkuchen“. Geschmacklich entsprach er dem aber in keiner Weise. An dieser Stelle wurde uns Dreien aber auch deutlich, dass wir uns die vergangenen zehn Tage am Alten Wasserwerk nicht sehr gesund ernährt haben: Süssigkeiten, Kuchen, viel Kaffee, zu wenig Wasser. Nur einmal hatte ich eine Schwarzbrotschnitte mit Salamai dabei – ein echter Ausrutscher.

Ich habe mich heute manchmal in mein „Dachzimmer“, das Betriebsleiterbüro, „die Kommandozentrale“, zurückgezogen und gezeichnet, aquarelliert. Die flächig gestalteten Aquarelle von heute und den letzten Tagen sind auf der „Einblick- Seite“ (hier klicken: >>) dargestellt. Kurzfristig tauchte das Thema „Engel“ auf und berührte uns auch, aber kontrovers.

Die Anzahl der Besucher heute machte es möglich, kleine Führungen zu veranstalten und die Vorträge als Anlass zu nehmen, zusammenfassend über unser Projekt zu berichten. So konnte abschließend noch einmal der persönliche Eindruck zusammengefasst werden. Das war schön. Die wenigsten Besucher kamen aus Wachtendonk. In der Regel waren es die vorbeifahrenden Radfahrer, die reinschauten, und unsere Freunde aus dem großen Künstlerfreundeskreis, die sich blicken ließen.

Wir Drei haben uns zum Abschied umarmt, gedrückt und mit ein wenig Wehmut das Tor geschlossen.

Das „Surium – Tagbuch“ wird in den nächsten Tagen als Nachklang noch von mir fortgeführt werden.

Jetzt bin ich erschöpft und merke, dass die zehn Tage mir doch in den Knochen stecken. Aber es waren gute Tage.

Surium 12-06-2011

Während ich hier schreibe, höre ich im Hintergrund die Kirchenglocken läuten. Ich denke: Was für eine heile Welt.

Und wenn ich am Alten Wasserwerk draußen sitze und die Natur zu uns spricht, denke ich ebenfalls: was für eine heile Welt.

Das Wirkliche scheint außen vor zu sein. Das realle Leben scheint draußen zu bleiben. Aber das stimmt eben nicht. Wir haben es in uns und tragen es auch an solche Orte wie das Alte Wasserwerk. Wir tragen dieses Wirklichkeit, die uns belastet, stresst, erfreut, fröhlich stimmt, humorvoll ist, zu Tränen rührt, immer in uns, mit uns herum. Und meine Form, um diese Sitaution zu bändigen, ist die Kunst.

Heute war Ausstellungstag. Morgen wird sicherlich auch ein Ausstellungstag sein. Die Zahl der Besucher war heute allerdings überschaubar. Einige kamen ein zweites Mal um den Fortgang der Arbeit zu sehen. Das fand ich sehr schön. Danke!. Monika hat aus unsere Ausstellung, weil sie noch an einigen Werken gearbeitet hat, dann doch noch zur Werkstatt hin geöffnet.

Mein monatliches 2SIM-Treffen fand heute auch am Alten Wasserwerk statt. Die Details können hier nachgelesen werden.

Es tauchte mehrmals durch Besucher die Frage auf, was uns das Ganze gegeben hat?

Für mich war es ein Arbeitsprozess, der Gott sei dank nicht zu sehr kopflastig,  aber reflektorisch angelegt war. Ich habe einiges im technischen Bereich  der Malerei als Zeichnung gelernt und erfahren. Ich habe es geschafft, die Offenheit des Arbeitsthemas sehr grob planerisch einzugrenzen und dennoch das Experimentelle bzw. Prozesshafte der Vorgehensweise aufrecht erhalten zu können. Ich fühlte mich frei in der Arbeit und gesichert im Dialog mit Nanni bzw. Monika. Ich konnte zudem meine Art des Zeichnens durch die Dreischrittigkeit meines Vorgehens (Skizzen auf Postkarten, Entwürfe als Aquarell, Übertrag auf die Leinwand)  erweitern. Vor der Leinwand war  dann mein Kopf beim Malen, das aber eher ein malerisches Zeichnen war, nicht leer, sondern ich war in der Lage Formen, Kompositionen, Konturen spontan abzurufen.

Und alles ist in meinen Film eingeflossen, so wie ich es erhofft hatte: [ >> Surium, der Film.]

Ich fühlte mich gut aufgehoben und sehr wohl.

Surium 11-06-2011

Eine gewisse Leichtigkeit kann ich unserem Projekt nicht absprechen: Nannis Bilder zeigen sie, das Verspielte der Skulpturen von Monika  und meine Arbeiten ebenfalls. Wir haben uns viele Gedanken gemacht, verbindende Elemente gesucht, aber auch die gedankliche Arbeit hatte keine Schwere. Unsere Werkgespräche, die Metabetrachtung, ohne die Kunst nicht wachsen kann, hatten den gewünschten Tiefgang, aber keine kunsttheoretische Überhöhung – und besaßen daher auch diese Leichtigkeit.

Die Wabe hat sich zum zentralen, gemeinsamen Motiv bei Nanni und mir entwickelt -obwohl wir beide SURIUM ganz unterschiedlich – auch heute wieder – verstehen: bei Nanni als Seelenzustand, bei mir als süßer Stoff, der etwas, was auch immer, mit uns Menschen anstellt.

Das heutige Arbeiten war schon mitgeprägt von der Frage, was und wie wir ausstellen wollen. Versuche von perfekten Arrangements im Raum haben wir gemeinsam verworfen und den Werkcharakter unserer Ausstellung wieder in den Vordergrund gestellt. Es kamen in den letzten Wochen ja viele, die eine Ausstellung sehen wollten und Atelierarbeit sahen. Ab morgen sehen sie eine Ausstellung in der noch gearbeitet wird. Der Schwerpunkt hat sich also verlagert.

Surium 09-06-2011

Die Tage der Abstinenz sind vorbei: ich war heute im Alten Wasserwerk und habe mit der Fortführung der Arbeit begonnen. Monika ist noch auf Mallorca und stößt Sonntag zu uns. Nanni kommt am Samstag.

Meinen Film habe ich im Rohschnitt fertiggestellt. Es fehlt noch die Schlussszene, die ich heute vorbereitet habe. Und der Ton muss noch geschnitten werden.Da ist noch einiges zu leisten.

Neben dem Film werde ich an meinen Überzeichnungen auf Postkarten weiterarbeiten und weitere Bilder aquarellieren. Und natürlich die Ausstellung vorbereiten.

Ja, wir werden ausstellen – Pfingstsonntag und Montag. Das haben wir schon letzte Woche beschlossen. Alle sind herzlich eingeladen.

Weiterhin findet am Sonntag meine monatliche 2SIM – Gesprächsrunde zum Thema „Netzwerk/Seilschaften“ im Alten Wasserwerk statt. Darauf freue ich mich schon besonders. Auch hier gilt: einfach vorbeischauen, mitreden oder zuhören – jeder ist herzlich eingeladen.

Surium 05-06-2011

Es war ein harter Arbeitstag. Und Nanni sagte, zu Recht, dass ich unseren Gästen, die auch heute wieder reichlich vor Ort waren, in meiner Form von Bescheidenheit nicht sagen soll, dass noch nicht so viel zu sehen ist. Denn es ist tatsächlich schon einiges geschaffen worden. Es gibt schon einiges fürs Auge. Über Pfingsten wird wohl eine Ausstellung zustande kommen. Auf diesem Wege sind alle dazu herzlich eingeladen.

Wir drei sind uns einig, dass wir viel Energien an diesem Ort und in den Werken lassen. Auch die Gespräche – gerade heute – saugen reichlich Energien, die aber gut eingesetzt sind – so meinen wir. Und abends sind wir dann, da herrschte Übereinstimmung, einfach „groggy“ und zu nichts mehr zu gebrauchen.

Nanni glaubt festgestellt zu haben, dass ich Surium im Kern der Waben, den süssen Stoff, noch nicht vollkommen erreicht und erfasst habe. Sie hat wohl recht, denn ich bin in der Realisation des Filmes an dieser Stelle etwas oberflächlich gewesen und werde nacharbeiten müssen. Auch sie hat in ihren Bildern den „inneren Kosmos“, so nennt sie das,  noch nicht  gefunden und dargestellt. Also kann ihn auch der Betrachter, so meint sie, noch nicht sehen. Sie versucht durch weitere Bearbeitung der Bilder sich auf diesem Wege „Surium“ zu nähern.

Die von ihr erstellten Ton – Hohlräume werden mehr. Sie hofft in deren Inneren ebenfalls etwas zu finden, dass SURIUM sein könnte. Auch die Farbe schwarz in ihrer Wirkung und Verwendung von uns beiden wurde besprochen. Auf den Bildern sorgt sie für Tiefenwirkung. In meinen Bildern und Zeichnungen ist schwarz die Kontur, über die ich die Körperlichkeit meiner Motive zu fassen versuche.

Monikas Märchenwald wächst. Sie erlebte die Tage an diesem naturbelassenen Ort als ein Geschehen wie im Märchenwald. Der Märchenwald ist SURIUM. Zudem will sie die zufällig ihren Weg kreuzenden Materialien vor Ort in den Werken verwenden. Also werden die Kieselsteine des Bodens zu Drachenzähnen, finden alle Kräuter, Sträucher, Gräser und Wildblumen ihren Weg in den Beton oder an die Skulptur.

Der zweite Baum, der Wunschbaum, ist im Betonsockel gepflanzt, obwohl es da gegen Ende des Tages ein Problem gab und der Baum sich im Beton neigte. Aber Monika ist zuversichtlich. Viele haben schon ihre Wünsche auf den grünen Blättern verewigt.

Meine kleine Plastik, aus der Surium für den Film fließen soll, entsteht unter Schwierigkeiten. Die Zeichnungen auf den Postkarten und die Aquarelle lassen sich aber gut an. Das wird.

An den Zugriffszahlen auf diesen Blog sehe ich, dass viele Interesse an uns und unserer Arbeit haben. Es darf auch gerne kommentiert, neudeutsch „gepostet“,  werden. Denn gerade davon lebt der Blog.

Surium 04-06-2011

Heute war es sehr heiß. Das lähmte ein wenig. Daher gab es wenig Dialog zwischen uns Dreien, wenige Besucher und insgesamt einen geringen Kaffeekonsum.
Gearbeitet wurde aber reichlich.
Monika hat ihr Ensemble um den Wunschbaum mit Drachenzähnen – Geldern lässt grüssen – ergänzt und die Liegende fertiggestellt.

Nanni bringt Schicht um Schicht auf ihre Leinwände auf, das Schwarze als Fläche oder Linie nimmt zu und rundet ab. Es erzeugt Tiefe.

Und sie hat mit der Herstellung von Tonkugeln, die über Luftballons gezogen sind, begonnen. Über den Bezug zu „Surium“ haben wir noch nicht gesprochen. Bin gespannt, ob es diesen gibt.

Ich habe heute schon früh meine Postkartenserie ergänzt und als Vorarbeit ein Aquarell zum „süßen Stoff“ erstellt. Die Aquarelle zeige ich in den nächsten Tagen.

Auch der Film macht Fortschritte: Surium wurde in Pink gemalt und danach wieder weiss übermalt und gefilmt.

Für uns Drei aber war insgesamt heute der Tag der Plastiken: Monika mit ihren Drachenzähnen, Nanni mit den Tonkugeln. Und ich habe mich an einer dreibusigen Skulptur, die im Film als Abschluss Verwendung finden soll, versucht. Bin ganz zufrieden.

Aber da fällt mir Peter Busch aus Geldern mit seinen bissigen Bemerkungen von gestern abend ein: Wer sagt, dass er zufrieden ist, macht sich selbst und nur sich selbst zum Gradmesser seiner Kunst und schliesst damit Bewertungen von Aussenstehenden von vorne herein aus.

Ich antworte heute bissig zurück: soll ich mich nur vom Urteil der Kuratoren und Betrachter abhängig machen? Ich entscheide doch selbst – auch selbstkritisch -über mein Werk – Meinungen von Außen beziehe ich mit ein, aber den Grad der Zufriedenheit über das Ergebnis bestimme ich selbst – eigenverantwortlich, mich selbst verstärkend.

Surium 03-06-2011

Es war schön heute, einfach schön!

Nanni war heute sehr früh – vor uns –  im Alten Wasserwerk. Sie hat die Zeit genutzt und stundenlang gemalt – ungestört. SURIUM ist für sie eine Seelenstimmung, die sie heute fast zu hundert Prozent erreicht hat, und die sich auch in ihren Werken deutlich niederschlägt. Die Bilder haben Tiefe erhalten. Diese Seelenstimmung kommt nicht von ungefähr, sagt sie. Keine Anspannung, der innere Gleichklang und die natürlich stille Umgebung des Ortes seien wichtige Elemente dieser inneren Befindlichkeit.

Einige von Nanni aufgestellte Kästchen beginnen sich durch die Besucher wie von Geisterhand zu füllen: sie sind Gastgeschenke, Mitbringsel, Zeichen der Ortsverbundenheit oder Reste aus tiefen der Taschen.

Monika ergänzt ihren Wunschbaum um die Rudimente einer Wunschfee, die wie ausgegraben von ihr auf der Rasenfläche modelliert wird. Immer noch wird wie in Kindertagen liebevoll und kleinschrittig als sei der Mörtel Spielmatsche an der Skulptur von ihr gearbeitet. Sie streitet diesen Bezug zu ihrer Kindheit vehement ab und sagt, so sei sie immer gewesen. Ich mag dieses „immer so“.

Und der Höhepunkt heute war sicherlich Frank mit seinem Freund Pierre, die für uns ihr speziell für das Projekt entwickelte Stück „Surium – wieder aufgelegt“  aufgeführt haben. Meine Filmprojektion in schwarz/weiß, bestehend aus Filmbruchstücken der letzten Tage mit zufälliger Reihenfolge, passte so genau, als wäre beides für einander geschaffen worden. Dieses Kunstwerk aus musikalischen und filmischen Elementen war rundherum gelungen auch oder gerade, weil es vorher so minimale Absprachen gab.

Die größte Freude bereiteten uns aber alle die Gäste, die uns heute am Abend besucht haben. Sie kamen wegen der Musik, sogar aus Essen und Wachtendonk, waren neugierig auf uns, auf unsere Werke und und suchten den Dialog. Ich fand das richtig toll – es streichelte unsere Seelen. Dafür Dank!

Den Abschluss bildetet dann eine kleine, dynamische Rocksession mit „Band M“, dem parallelen Leeren der Rotweinflaschen und viel Blues in der Stimme.

Ein toller Tag! Einfach ein toller Tag!