Juergen erzählte eben, beim Kaffee:
„Schwach ist die Erinnerung an die Momente unter dem Küchentisch, wenn ich aus der Gewerkschaftszeitung des Vaters mit Hilfe des aus dem Lohnbüro mitgebrachten Pauspapiers kleine Figuren abpauste.
Deutlicher schon sehe ich die Tuschezeichnungen aus dem Kunstunterricht des Gymnasiums vor mir und die vielen technischen Zeichnungen oder die geografischen Karten, die exotischen Tiere, gezeichnet mit den Rotringstiften, die immer in warmen Wasser in der Küchenspüle bei lautem Schimpfen von Mutter gereinigt wurden.
Ganz ganz deutlich ist mir noch, wie ich dann ein paar Jahre danach nichts mehr gezeichnet habe, weil ich ganz sicher war, dass ich nicht zeichnen könne.
Und dann kam u.a. das Projekt mit „KGB„, Jahrzehnte später, das immer noch eine Ausstellung sucht, gemeinsames Zeichnen, in die Arbeit der Anderen hineinarbeiten, großformatig, und die Projekte mit Susanne Haun, Zeichenprojekte, mit immensem Druck für mich, weil ich gezwungen war alles an Widerständen hinter mir zu lassen, und zu zeichnen, zu zeichnen, zu bestehen. Da löste sich was.
Dann ebenfalls der Einstieg in das digitale Zeichnen auf dem Zeichenbrett, lustvoll.
Und heute: es geht nicht mehr ohne. Das Zeichnen ist die erste Stufe im Klärungsprozess. Das Zeichnen ist neben dem Fotografieren ( und bisweilen auch die kleinen Textfragmente) die Phase der Erfassung. Das Zeichnen ist die erste Klärung was geht und gehen könnte, und was nicht. Das Zeichnen mäandert und ergießt sich in unzählige Blankbooks, groß und klein, in feine Papiere und in gebrauchte, auf Briefumschlägen und Zeitungsrändern, auf allem, was ständig anwesend ist, Stifte und Papier immer in der Nähe. Es geht nicht mehr ohne, das Zeichnen würde mir fehlen.
Und meinem Zeichnen, so glaube ich, sind immer noch Grenzen gesetzt. Aber es beunruhigt mich nicht mehr.“
Buchalov