Tja, die Engel!

IMG_5900Juergen sagte, dass der Papst sein „Angelus – Gebet“ halte, dass im Folkwang Museum in Essen Klees Engel zu sehen seien, auch der „Angelus novus“, und er habe sich das angesehen, aber das sei ein weiteres Thema, und dass Susanne Haun und er sich in Berlin zum Thema getroffen hätten, dass Susanne an Zeichnungen arbeite und dass er an seinen Seelenkästen experimentiere. Vielleicht gäbe es bald auch einen Blog zu dem gesamten Projekt. Das Thema „douple bind“ sei also nicht eingeschlafen, sondern entwickle sich stark, wenn auch mehr so im Hintergrund.

Ich fragte, was das denn so mit ihm mache, diese Engelsache? Und er meinte, dass sich neben den Seelenkästen, die immer größer würden, in seinem Kopf Wissen, Meinungen, Einstellungen anhäuften, dass er sein Bewußtsein schärfe und dass er begonnen habe eine Riesenliste mit Punkten anzulegen, die ih in diesem Zusammenhang beschäftigten. Die werde er mir demnächst zeigen und die könne ich dann veröffentlichen. Er sei noch immer Suchender, noch immer doppelt gebunden zwischen Ratio und Faszination, und er suche an der Form, an Konkretisierungen, die all dieses binden könnten. Und es sollten keine Engelsdarstellungen im traditionellen Sinne sein. „Douple bind“ entwickle sich.

Schön, habe ich gesagt.

Buchalov

For my english readers:

The theme „douple bind“ is not asleep, but it is developing strongly, in the background.

double bind

FotoDie Affinität zu dem Thema „Engel“ oder „Wesen“ könne er nicht leugnen. Juergen öffnete daher eine Schublade in seinem Archivschrank und zeigte mir eine Fülle von Werken, die wohl unbewusst, wie er meinte, in den letzten Jahren entstanden wären. Und als ihm das dann bewusst geworden sei, sei auch klar gewesen, dass er sich dem stellen müsse.

Irgendwo hatte er wohl auch etwas zur Theorie des „double bind“ gelesen. Hier sieht er ein Erklärungsmuster für seine zwiespältige Haltung zu den Engeln. Er glaubt sogar, dass wir alle sehr oft doppelt gebunden sind in unserem Leben.

Und da er sich Susanne Haun in ihrer Art zu denken, zu fühlen und zu arbeiten auch sehr nahe fühlt und sie auch auf dieser thematischen Schiene ist, haben sie für die nächste Zeit eine Zusammenarbeit zu diesem Themenbereich vereinbart. Das Projekt hat den Arbeitstitel „double bind“. Es stehe erst am Anfang. Und beide sind gespannt wie es sich entwickeln wird.

Warum er mir das gerade heute erzählt hat? Ganz einfach: „Herman, der Vernetzer“ hat gestern wohl von seinem Unfall mit Engeln aus dem „studio4einhalb“ auf seinem Blog berichtet. Das, so sagte Juergen, sei ein Zeichen gewesen.

Buchalov

For my english readers:

He could not deny the affinity to the theme „Angel“ or „entity“. Juergen therefore opened a drawer in his filing cabinet and showed me a lot of works, that probably emerged in the recent years. And when he realized that

, it was clear, that he had to gone with this theme.

alles erdenklich Gute

IMG_2889_bearbeitet-1Juergen, „Boris der Maler“ und ich haben den Holzschnitt angeschaut und gefachsinpelt, über Tiefe im Bild und die Tiefenwirkung von Farben, über die Flüchtigkeit der Motive, über die Gründe für die Wahl eines Motivs, haben uns angeschaut, uns gedrückt, haben uns gegenseitig – und damit allen Menschen – alles erdenklich Gute gewünscht und sind in die Weihnachtstage und das nächste Jahr entschwunden. Juergen hat hinter mir das Atelier abgeschlossen.

Buchalov

For my english readers:

Juergen, „Boris der Maler“ and I looked at the woodcut and talked over depth in the picture and the depth of color, over the the volatility of the motives, the reasons for the choice of a subject, have looked at us themselves, have embraced us – and all people – wished all the best for everyone and faded together into the Christmas season and the coming year. Behind me Juergen locked the studio.

Energie und Vernunft

DSC02464Juergen hat momentan sein „Angelus – Thema“und Rudolf der Bildhauer arbeitet an der Skulptur eines sich „verändernden Kubus“. Sie saßen im Atelierzimmer am Frühstückstisch, ich brachte die Brötchen vorbei und Juergen meinte, dass es bei beiden Vorhaben in erster Linie um Energie gehe.

Er habe sich ja seine alten Sachen beim Umzug der letzten Tage oft unter dem Aspekt der Kraft, der Energie angesehen. Neben einer „schrägen Ästhetik“, die er über alles liebe, sei es die Wahrnehmung der Kraft in einem Werk, die er für besonders wichtig halte. Energie übertrage sich. Und gerade die Energie aus solchen Werken wirke ja auf den Betrachter. Der könne sich dem nicht entziehen. Und sei dann emotional betroffen oder besser getroffen. Und die eigene Kraft fließe auch in das Werk ein. Das könne man spüren.

Rudolf der Bildhauer hielt das für Firlefanz. Über den Kopf sollten sich die Dinge erschließen. Vernunft sei angesagt. Und eine Skulptur sollte genau dies wiedergeben. Wenn sein Kubus sich verändere, sei das Ergebnis dieses Prozesses wichtig, nicht so sehr der Prozess und die dabei freiwerdende Energie. Er habe auch nie den energetischen Ansatz von Beuys nachvollziehen können. Theoretische Überhöhung sei das, esoterisches Gequassel.

Ich habe gestaunt.

Buchalov

For my english readers:

In addition to an „schräge Ästhetik“, that he loves, the perception of the force in a work was particularly important for Juergen. Energy transfers itself. And just the energy from such works would have an impact to the viewer. Nobody could escape for that. And then the viewer is  emotionally affected, Juergen means.

Rudolf the sculptor thought, that this was nonsense. Only over the head itself things could be understand. Rationality was announced.

einkreisen

IMG_0801„Rudolf der Bildhauer“ ist zurück, aus dem Urlaub, und er fragte natürlich am Kaffeetisch, wie es Juergen gehe. Sie waren sehr schnell ins Gespräch vertieft und schienen meine Anwesenheit vergessen zu haben.

Sie knüpften nahtlos an ihrem Thema von vor drei Wochen an: Engel – Wesen – Sein – Seele. Es war so, als wenn sie gedanklich das Ganze einkreisten, die Radien immer kleiner wurden, den Punkt im Zentrum ungefähr erreichten und dann lösten sie die Runde auf und gingen jeder in seinen Atelierraum um zu arbeiten.

Juergen sagte, dass es schön sei, dass Rudolf wieder da sei.

Buchalov

For my english readers:

„Rudolf der Bildhauer“ is back, back from holidays and he asked, while they were sitting around the coffe-table, what were going on with Juergen. Quickly they were deep in a new conversation and had forgotten my presence – so it seemed.

They connected seamlessly to their subject from three weeks ago: Engel – Wesen – Sein – Seele. It was, as if they mentally circled the whole thing, the radii became smaller and smaller, they nearly reached the point at the center and then they broke the round and everyone went into his studio space for work.

Juergen said, that it was nice, that Rudolf was back.

Ich kam in den neu eingerichteten Atelierraum von Rudolf dem Bildhauer und da stand dieses Objekt an der Wand. Das habe er gefunden, sagte Rudolf. Und Juergen ergänzte, dass er nicht genau einordnen könne, ob das ein Engelsstab sei oder etwas Diabolisches habe. Darauf meinte Rudolf der Bildhauer, dass das mit den Engeln so langsam zu einer echten Marotte werde. Und schon waren sie beim Thema „ganzheitliches Sein und Energien und Geistwesen“. Tja, sie spannten den Bogen noch weiter bis hin zum heutigen Reliquienkult der katholischen Kirche.

Ich bin dann gegangen.

Buchalov

I came in the studio and there I found this object, standing on the wall. And Juergen was not shure: it could  be an angel- or a devil – stick. And Rudolf the sculptor said, that their doing with angels  becomes a real fad. And then they talked about  „holistic being and energy and spirit.“

Feiertags- husch- husch

Hier in NRW ist Feiertag. Allerheiligen. Nachdem ich diesen Tag heute im Atelier mit Juergen zugebracht habe, aufräumen, den Umzug vorbereiten, muss ein Skizze als Teil des Blogeintrags genügen: „Feiertags- husch- husch“.

Buchalov

For my english readers:

Today is a legal holiday. After working in the studio, with Juergen – we cleaned it and we were planing the moving in other rooms – after this, a sketch as part of the blog entry is enough. It’s called „Feiertags- husch- husch“.

Husch -Engel

Husch war er da, der Engel, der Verkünder oder der Beschützer oder der Bote: flüchtig, mit hochrotem Kopf in meinem Kopf. Also habe ich schnell das Bild aus dem Kopf – so ungefähr – gezeichnet, die Ecke nicht vergessen und fertig!

Husch husch eben!

Buchalov

Schlüsselgedanke

„Ich habe was für dich“, sagte Rudolf der Bildhauer und gab Juergen ein Buch über HAP Grieshaber, leihweise. Und Juergen rief mich am Tag darauf an und erzählte mir dann, dass er daraufhin seine alten Bücher über Grieshaber ausgekramt und dies bei ihm zudem eine Recherche im Internet ausgelöst habe, mit dem Ergebnis der totalen Faszination und Antworten auf Fragen.

Juergen ist ja schon lange unterwegs mit dem Thema Engel. Er sucht nach Antworten, will den Hipe um dieses Thema begreifen und findet das Kitschige daran ausgesprochen ärgerlich. Und nun ist er bei HAP Grieshaber auf dessen thematische Linie „Engel der Geschichte“ gestoßen und findet es faszinierened wie dieser schon in den Fünfzigern einen Weg gefunden hat das Motiv „Engel“ mit dem tatsächlichen Leben ohne Kitsch zu verbinden. Dies, so meinte er, solle man eigentlich fortführen. Er will sich einen Weg überlegen, nachdenken, planen. Vielleicht sei dies auch etwas für Susanne Haun.

Und überhaupt ist HAP Grieshaber, so Juergen, wohl jemand, der von sich behauptet, die Welt verändern zu wollen, aber gleichzeitig ohne Bitternis wahrnimmt, dass ihm dies nicht gelingen kann, und dass er eigentlich nur seine eigene Welt im Kreativen, im Kleinen, im Persönlichen schafft. Aber dies genügt ihm. Und dennoch hält er in seinem Werk an den Bezügen zum realen Leben fest und ist gesellschaftlich verankert, engagiert, den brennenden Themen der Gesellschaft auf der Spur. Juergen knüpft hier an sein Thema „Wirkung und Veränderung von und durch Kunst“ an.

Das ist jetzt, so sagt Juergen, schon das zweite Mal, dass ihm in den letzten Tagen ein Schlüsselgedanke über den Weg gelaufen ist. Und sein Interesse am Holzschnitt und einer zeitgemässen Umsetzung noch verstärkt, auch wenn die Ästhetik Grieshabers nicht seine Ästhetik ist und die Bildsprache der Fünfziger und Sechziger wiedergibt. Aber dieses Künstlerleben Grieshabers sei schon faszinierend.

Buchalov

Reste

Juergen hat mir das so erklärt, heute: ein Holz – Reststück aus dem großen Haufen im Lager hinten im Atelier gefischt, den Beitel wie einen Stift benutzt und irgendwas, was an Engel erinnern könnte, in das Holz hineingehämmert, schnell, schnell, Restfarbe aufgerollt, herumliegende Blätter als Druckpapier verwendet, ein paar Abzüge gedruckt, fertig. „Husch husch“ eben. Wie so oft.

Buchalov