Skizzen von Netzen

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Da waren noch fünf Seiten in dem Skizzenbuch frei, in das Jürgen alles hineinzeichnet, was ihm so über den Weg läuft – der zeichnerische Mix halt. Und diese fünf Seiten hat Juergen jetzt mit Skizzen von Netzen gefüllt. Es sieht so aus, als wenn er danach ein eigenes Skizzenbuch zu diesem Thema anlegen werden wird.

Dieses Motiv des Netzes ist nicht so einfach vom Himmel gefallen. Schon letztes Jahr hat Juergen mir hier in Montroig erste Tuscheskizzen gezeigt, die auf Fundstücken von kleinen Metallnetzen basierten. Bei vielen in letzter Zeit im Atelier entstandenen „OrtsMarken“ taucht es so massiv als Motiv auf, dass er sich ihm jetzt nicht mehr als eigenständigen Teil entziehen will.

Und es gibt die Nähe zu seinem wichtigsten kreativen Baustein: dem Rhizom.

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eine besondere Ortsmarke

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Man solle sich ja nicht selbst loben: aber diese „OrtsMarke“ sei schon etwas besonderes. So Juergen. Geplant sei aber was anderes gewesen. Daher können das, was da an der Wand herunterhänge, tatsächlich nur ein Zwischenergebnis sein. Es solle eine Bodenplastik werden, aus Papier, als OrtsMarke, nach dem Vorbild einer „Origami – Hexenleiter“ Er habe das Ziel noch nicht erreicht, aber auch nicht aus dem Blick verloren. Es sei nicht ganz einfach, aber das werde schon.

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Netze: eine Zwischenbilanz

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Juergen meinte, es sei an der Zeit, von den in letzter Zeit entstandenen Netzen, mal eine Übersicht zu zeigen. Mache ich gerne!

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Wo kommen Sie denn nun her?

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Jürgen saß mir gegenüber und versuchte sich zu erinnern. Wie war das denn nun mit den Netzen und Gittern? Wieso tauchen die in seinem OrtsMarken-Zyklus nun plötzlich auf?

Die Antwort ist einfach. Auf der Suche nach „OrtsMarken“ in Montroig hatte sein Freund Mig mitbekommen, wie Juergen mit gesenktem Kopf übers Gelände schlich und Fundstücke suchte. Und er hatte ihm das gebracht, was ihm vor die Füße gefallen war: ein kleines Plastiknetz und einen Plastikknopf. Und die fanden Eingang in einige Skizzen von „OrtsMarken“. Das Netz sei also auch eine OrtsMarke.

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Und nun begänne dieses Motiv ein Eigenleben zu entwickeln. Das ist eine schöne Erklärung, fand ich.

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da kam ein Netzgedicht geflogen

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Da kam aus heiterem Himmel per Mail ein Netzgedicht geflogen. Von Bess Dreyer. Inspiriert durch meinen Blogbeitrag über „Gitter und Netze“.  Und sie schrieb:

im netz des tages

 

fängt sich am piano

operettenkoloratur

der pergamonaltar die marmorgötter

in wissenden gedichten

und dort das zierlich schwarze vögelchen

in trauer liest aus dem gedicht

des verstorbenen oleg jurjews

ehe es eigenes vortragen kann

in dunklem deutsch

mit dringlich fremdem zungenschlag

für kathedralen roms

für orthodoxe bilder

ein konzentrat wie gold

aus horchen folgen wachsam bleiben

 

bess dreyer

31.01.19

 

Bess hat während meiner „Buchalovs Freunde Tour 2018“ , siehe hier: >>> [ … ] <<<,  schon einmal auf einen Beitrag von mir literarisch reagiert. So etwas freut einen natürlich, denn man weiß dann, das man mit dem gesamten „kreativen Ding“ im Netz  nicht alleine unterwegs ist, dass das Spielen mit allem Möglichen Freude bereitet, und dass man andere offensichtlich inspiriert und selbst inspiriert werden kann. Wunderbar! Vielen Dank!

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Lasurschichten und und und

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Ein Netz, oder auch ein Gitter, oder ein Raster, oder eine Anhäufung von Nullen. Plötzlich sind sie da. Durch Zufall hat Juergen mitbekommen, dass ihn das beschäftigt. Sie liefen ihm während der Arbeit zu den „OrtsMarken“ über den Weg. Zum wiederholten Male.

Das vereinsamte Arbeiten im Atelier ist auch ein in sich Hineinhören, meinte Jürgen zu mir. Auch wenn die Musik auf volle Lautstärke gedreht ist und von Hintergrundmusik nicht mehr die Rede sein kann. Und beim in sich Hineinhören sei er in so einem Schwebezustand, meinte er. Und dann tauche so einiges auf. Zum Beispiel Raster, Gitter, Netze.

Hermann, der Vernetzter war da und hörte zu und schwieg, in seiner unnachahmlichen Art. Und dann ist es eben kein Schweigen mehr, sondern ein Verstehen. So jedenfalls interpretierte Juergen es. Kaffee konnten sie keinen trinken, den Juergens Kaffeemaschine hat den Geist aufgegeben. Der Geist dieser Maschine, das wäre auch ein Thema, sagte er.

Meinolf schrieb, und Juergen hat behalten, dass das alte Jahr genauso sei wie das Neue. Wir aber ändern uns, was denn sonst. Und die Veränderungen sind wie Lasurschichten, die sich auf uns ablagern und überlagern, meinte Meinolf.

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Und die Coverversionen in der Musik sind mittlerweile interessanter als die Originale, sagte Juergen zu Hermann.

Da wäre dann noch der Gedanke von dem belebten Raum, der Juergen ebenfalls, vielleicht nur kurz, beschäftigte. Der Raum als Ausstellungsraum, als Arbeitsraum, als Verkaufsraum, als Treffpunkt. Womit man dann bei seinem alten Salon wäre, dem er immer noch nachtrauert. Und der Frage, mit wem er denn gerne in diesem Jahr in seinem Atelier mal über längere Zeit gemeinsam arbeiten solle.

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Wieder hat Juergen Materialien von Peter Maschke, dem verstorbenen Kollegen, verwendet, nicht bewusst, eher zufällig. Wirklich komisch, dass er immer wieder über diesen Tod stolpert. Und sich dann immer wieder fragt, was denn wirklich bleibt. Irgendwie ist es ein schönes Gefühl, das Dinge von Peter Maschke weiterleben, nicht nur als Erinnerung, sondern in Form von Materialien in Kunstwerken oder als Ideenfragmente. Es wird etwas weitergegeben. Die Seele der Dinge? Der Geist der Dinge? Irgendwie und tröstlich , oder?

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ein Gitter, ein Netz

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Plötzlich sei das Gitter, das Netz, als Motiv hochgekommen. Gitter zu Hauf: in den Drucken, in den Zeichnungen, bei den Skulpturen. Das sei sicherlich kein Zufall, es scheine ihn zu bewegen, ihn zu fesseln. Warum weiß er nicht. Aber Juergen weiß nicht, ob das trägt, ob sich daraus mehr entwickelt. Denn einige der Ergebnisse musste er schon aussortieren. So ein Netz scheint ihm ganz schön kompliziert. Und er will eigentlich thematisch nicht noch ein weiteres Faß aufmachen. Mal sehen, meinte er zu mir.

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