Husch – Bild

Es regnet, ununterbrochen. Ich will das Haus daher nicht verlassen. Juergen wohl auch nicht.

Er hat mir eine Mail geschickt. Sie enthält nur ein Wort: husch. Und eine Datei. Ich weiß, was das bedeutet: also soll ich mal wieder ein Husch-Bild veröffentlichen.

Wird gemacht Juergen!

Buchalov

Traditionelles und Digitales

Juergen hat die Vorarbeiten beendet, so sagte er mir heute. Seit zwei Monaten arbeitet er daran. Fünf Platten aus Holz als Druckstöcke sind auf der Basis digitaler Zeichnungen entstanden. Traditionelles und Digitales haben sich getroffen. Nun geht es ans Drucken, nach dem Prinzip der verlorenen Platte. Er wird wohl verschiedene Papiersorten bei kleiner Auflage verwenden und ist schon jetzt  auf die Zwischenergebnisse gespannt – vielleicht mehr als auf das Endergebnis.

Und auch die Restplatte, der letzte Druckstock, findet immer sein besonderes Interesse.

Als Motive hat er folgende Zeichnungen ausgewählt:

Knoten, Schnüre, Kabel …

Knoten, Strings, Seile, Schnüre, Kabel: die, so sagt Juergen, finden immer sein Interesse. Und damit stehe er ja nicht alleine. Sie seien  für ihn  Durchflussleitungen. Oder Einengungen. Oder Wirrwarr. Oder Bindungen. Oder Transfer. Oder Hohlräume. Und einiges mehr. Er sammle auch Bilder von ihnen.

Dem Grund für diese Affinität sei er allerdings noch auf der Spur.

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Auflösung

Seine Dinge in den Ecken, die InEcken, nehmen kein Ende. Juergen zeichnet weiter digital an diesem Thema.

Die Frage der Auflösung ist ihm allerdings, so sagte er gestern zu mir, ein Problem. Er würde sie gerne erhöhen, um großformatigere Ergebnisse, die über DINA3 hinausgehen,  zeigen zu können. Aber wie? Er sucht Menschen, die Antworten wissen.

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Spannungsbogen

Boris der Maler sagte zu Jürgen, ich stand daneben, dass es schon erstaunlich sei, dass er, Juergen, auf der einen Seite digital zeichne und überhaupt im Netz ungemein aktiv sei und auf der anderen Seite so einer alten Technik wie dem Holzschnitt fröne. Das sei ja ein toller Spannungsbogen.

Juergen erklärt das damit, dass alles, was mit Holz zu tun hat seiner in der Jugend erfahrenen Prägung entspricht, er aber gleichzeitig immer eine Affinität für das technisch Neue, die neuen Medien zum Beispiel, habe. Stillstand sei wie Tod. Alles, was sich nicht ändert, stirbt.

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wie das?

Ich sitze ihm gegenüber, in „Zelle k4“, von den anderen der Ateliergemeinschaft ist keiner anwesend. „Boris der Maler“ fährt Mittwochs seine Frau immer durch die Kunstlandschaft der Rheinschiene, sie hat nämlich keinen Führerschein, und „Rudolf der Bildhauer“ ist noch im Urlaub, im Süden, da wo die Leichtigkeit sein soll.

Und Juergen zeigt mir ein Bild und sagt, dass er nicht wisse, wie das geschehen sei. Und er wisse auch nicht, was er damit anfangen solle.

Zur Not löschen, habe ich gesagt.

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Zeit für husch husch

Manchmal gibt es halt nicht viel zu sagen oder zu zeigen, sagt Juergen. Und schweigt. Und spielt rum.

Zeit für „husch husch“.

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Zufall

Machmal kreiert der Zufall das Bild, sagt Juergen. Und zeugte mir einen Schnappschuss aus dem Urlaub, aus dem Fenster fotografiert, den er leicht überarbeitet hatte.

Auf den Zufall darf man sich ruhig verlassen, meinte er.

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digitales Zeichnen: Erkenntnis zehn

Wenden wir uns den noch offenen Fragen des digitalen Zeichnens zu.

Das digital erzeugte Bild ist zwar ein Bild, aber kein materielles Artefact, da es aus Bits und Bytes besteht und auf einem Speichermedium abgelagert ist. Daraus entstehen Fragen:

Solch ein Bild ist beliebig vervielfaltbar. Wie kann es zu einem Unikate werden, mit eindeutiger Autorenschaft und möglicher finanzieller Verwertbarkeit? Oder muss man sich von diesem Gedanken grundsätzlich lösen und das Werk im Netz generell frei verfügbar bereitstellen?

Wie mache ich ein solches Bild präsentabel? Wie kann ich es öffentlich präsentieren? In welcher Größe? In welcher Form? Muss nur noch in der Kategorie der Rauminstallation gedacht werden?

Wie erreiche ich die Strahlkraft der Bilder auf dem Pc oder iPad auch in der Präsentation gegenüber dem Betrachter? Wie gehe ich mit der Auflösung und Pixelung der digitalen Zeichnungen um? Wähle ich den Ausdruck auf Papier? Benutze ich den Beamer? Gibt es Hilfsprogramme, die die Pixelung aufheben? Wähle ich nur noch Praesentationsformen im Internet, die diese Strahlkraft garantieren?

Erkenntnis zehn: Die ungeklärten Fragen bedürfen der Klärung, der Weg des Herantastend zu diesem Thema ist noch nicht zu Ende. Wo kann mit wem dieser erkenntinsfördernde Dialog geführt werden?

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digitales Zeichnen: Erkenntnis neun

Auch der Einsatz von Fotomaterial ist möglich und eröffnet die Möglichkeiten der digitalen Collage. Fotos können auf Ebenen kopiert und anschließend bearbeitet werden. Kombinationen mit Zeichnungen oder Übermalungen oder zeichnerischen Verbindungen sind möglich. Alles was die traditionelle Collage kann, kann auch das Zeichenprogramm – ohne Schere und Kleber.

Erkennntis neun: Alle Formen von Fotomaterial – eigenes und fremdes – können unter Berücksichtigung des Urheberrechts mit zeichnerischen oder malerischen Elementen innerhalb der Zeichenprogramme verknüpft werden. Neue Bilder entstehen aus den Bruchstücken schon existierenden Bildmaterials.

(Fortsetzung folgt)

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