Hockney 2

Juergen saß im Atelier an seinem Zeichentisch – er zieht momentan in kleinen Schritten in die neuen Räume um, aber davon später mal mehr – und hatte vor sich den dicken „Hockneywälzer“ liegen: „David Hockney, a bigger picture, Verlag Hirmer“.

Er sei zwiegestalten, sagte Juergen. Auf der einen Seite finde er es toll, dass er mit seinem Ansatz das iPad zu nutzen nicht alleine sei, auf der anderen Seite habe das wieder so den Touch als wenn man einem großen Künstler, nämlich Hockney, nachäffe. Dabei verwende er, Juergen, das iPad aus eigenem Antrieb jetzt schon seit gut zwei Jahren. Da habe er von Hockneys Liebe zum Pad noch nichts gewusst. Juergen ist nämlich sein eigener Ansatz sehr wichtig. Es gäbe aber auch eine ganze Szene, die sich mit dem Zeichnen auf dem iPad beschäftige. Als Beispiel nannte er mir die folgende Seiten: Sketchbook, Simki68, fingerpainted

Er sei mir auch noch einmal sehr dankbar dafür, dass ich seine Erfahrungen mit dem digitalen Zeichnen im Blog veröffentlicht habe.

In der Ausstellung in Köln seien die ausgedruckten iPad – Bilder ja die größten gewesen. Das Problem der Pixeliegkeit bei Vergrößerung der Zeichnungen habe Hockney mit Hilfe einer Software gelöst, nur welche, sei ihm, Juergen,  immer noch nicht bekannt. Aber das wäre wichtig. Vielleicht kann ja jemand aus der Bloggemeinde mit seinem Wissen  helfen.

Dass er die Drucke dann auf Dibondplatten aufgezogen habe, sei technisch eine wirklich gute Lösung. Für ihn, Juergen, sei das aber zu teuer. Da müssten dann Trägerplatten aus anderem Material her. Er denke an Holz, weil er Holz liebe. Oder ähnlichem Material.

Hockney arbeite auf dem iPad auch anders als er, meinte Juergen. Hockney gehe als Maler natürlich malerisch an die Sache heran: Hintergründe erstellen und Schicht für Schicht durch Punkte, Linien und Schraffuren das Bild aufbauen, wenig radieren.

Er, Juergen, gehe so vor, dass er von der Kontur her komme, zeichnerisch das Blatt fülle und durch die farbige Fläche den Figuren das Volumen gebe. Und ganz wichtig: er arbeite mit Layern, d.h. mit verschiedenen Ebenen, die sich übereinander legen lassen, in ihrer Transparenz verändern lassen und baue so Schicht für Schicht das Bild auf. Mit den Layern lasse sich auch gut experimentieren und verschiedene farbliche sowie kompositorische Varianten ausprobieren. Und er radiere viel, auf den Layern, weil durch die Radierlöcher die anderen Schichten zum Vorschein kämen und das nicht immer kalkulierbar sei und daher dem ganzen Bild viel Lebendigkeit gebe. Juergen meinte, er sei ja auch kein Maler, sondern eher ein Zeichner.

Die Schnelligkeit des Vorgehens im Vergleich zur Aquerellierung als Versuch der Skizzierung wisse er genau wie Hockney schon sehr zu schätzen. Das möchte er nicht mehr missen. Und vom Zeichnen mit dem Finger sei er auch weg. Er benutze schon lange einen Stift. Er habe dann ein besseres Gefühl.

Buchalov

For my english readers:

Juergen was sitting in the studio at his drawing board and was reading a big book of Hockney: „David Hockney, a bigger picture, Hirmer Verlag.“

He was divided, said Juergen. On the one hand it’s great, that he can use the iPad with his own approach and he is not alone in doing this On the other hand it looks like imitation of the  great artist Hockney. He, Juergen, uses the iPad  now for over two years by its own initiative. At this time he hadn’t any knowledge about Hockney and his love to the iPad. His own approach is very important for Juergen. However, there is also quite a scene using the Pad for there drawings.

Hockney 1

Juergen legte los, sobald wir auf der Autobahn waren. Ich fuhr, er saß daneben und als wir Köln verließen, meinte er, dass es ja über die Hockney-Ausstellung einiges zu sagen gäbe. Wir hatten nämlich im Museum Ludwig dessen Landschaftsbilder in der Ausstellung „a bigger picture“ angeschaut.

Juergen redet gar nicht von den IPad – Bildern, sondern davon, dass er von einer Farbigkeit umgeben gewesen sei, die ihn an die naive Malerei erinnert habe, die er aus dem jährlichen Apothekenkalender kenne. Man sei regelrecht eingetaucht in Farbe und Landschaft und Größe und Raum.  Aber dennoch sei das hier ganz anders als Naive Malerei gewesen, weil man die Entstehung der Bilder über die ganzen Jahre anhand der Skizzenbücher und der vielen Versuche genau hätte verfolgen können.  Und weil das emotional war. Das sei ja eigentlich ein konzeptioneller Ansatz gewesen, den Hockney da verfolgt habe. So was gefällt Juergen nämlich, konzeptionelle Ansätze in der Kunst. Und die Riesenformate hätten auch ihren Teil zu dieser Besonderheit dazu gegeben.

Und die Landschaft als Motiv hatte ihn mehr als überzeugt. Ihn würde es nicht wundern, wenn das jetzt verstärkt als Thema in der Malerei von heute Einzug halten würde. Das sei auch deshalb so fesselnd gewesen, weil die besonderen Punkte oder Orte in der Landschaft in der Sicht der vier Jahreszeiten, aber auch mit so unterschiedlichen Techniken in großer Vielfalt dargestellt wurden. Auch die Filme hätten da, verstärkt durch ihr Slowmotion, große Eigenständigkeit bewiesen. Das wäre schon sehr beeindruckend gewesen. Und man habe gespürt, dass da einer zurückgekommen sei, zurück zu seinen Wurzeln. Zeichnerisch und geografisch.

Natürlich habe das alles auch was stark Dekoratives gehabt. Sogar der Anstrich der Museeumswände wäre in dem dunklen Rot so gewählt worden, dass die Strahlkraft der Bilder gesteigert worden wäre, um den schmückenden Charakter der Bilder noch zu steigern. Aber das Dekorative sei ja in die Kunst zurückgekehrt und Hockney leiste da jetzt auch seinen Teil. Was solle man auch gegen Dekoration sagen?

Und von da kam Juergen dann auf die Tradition, in der sich Hockney bewege – wie stark das Zeichnerische deutlich geworden sei – wie unverkrampft er an die Motive rangehe – wie er sich beim Malprozess über die Schulter schauen lasse. Und und und. Er werde wohl nicht umhinkommen, sich den Katalog zu kaufen.

Buchalov

For my english readers:

We had seen the pictures of David Hockney in his show „a bigger future“, in the museum Ludwig in Cologne.

Juergen did not talk about the iPad – pictures, but about the fact, that he was surrounded by a colorness, which reminded him on naïve paintings, that he knew from the annual calendar of pharmacies. But this here was  more different, because the origin of the images over the years, based on Hockneys sketch books, and the many attempts to design, that could pursue. And the large formats had also given their share of this peculiarity too.

bin wieder da

Ich bin wieder da. Juergen hat seinen Teil der Blopgparade abgewickelt und überlässt mir hier nun wieder das Feld. Das freut mich richtig, denn ich mag meine Rolle als Buchalov. Ich mag es wirklich, wenn ich aus meiner Sicht von, über, mit Juergen diesen Blog betreibe und schreibe. Juergen sagt immer, dass Buchalov ihn zwingt, zu sich selbst auf Distanz zu gehen und die Dinge zu refelektieren, zu ordnen, in den Griff zu bekommen. Ich, Buchalov, würde ihm dabei sehr helfen, die Dinge zu klären.

For my english readers:

I’am back again. Juergen has done his part of the „Kunst – Blogparade“ last week and I now can play on this area again. It is great, because I like my role as Buchalov. I like it really, when I write in this blog from my side about and with Juergen. Juergen says, that Buchalov pressures him to go in distance of himself and to reflect the things, to organize and to grip. I, Buchalov, would helph him to clear the surroundings.

Auflösung

Seine Dinge in den Ecken, die InEcken, nehmen kein Ende. Juergen zeichnet weiter digital an diesem Thema.

Die Frage der Auflösung ist ihm allerdings, so sagte er gestern zu mir, ein Problem. Er würde sie gerne erhöhen, um großformatigere Ergebnisse, die über DINA3 hinausgehen,  zeigen zu können. Aber wie? Er sucht Menschen, die Antworten wissen.

Buchalov

digitales Zeichnen: Erkenntnis zehn

Wenden wir uns den noch offenen Fragen des digitalen Zeichnens zu.

Das digital erzeugte Bild ist zwar ein Bild, aber kein materielles Artefact, da es aus Bits und Bytes besteht und auf einem Speichermedium abgelagert ist. Daraus entstehen Fragen:

Solch ein Bild ist beliebig vervielfaltbar. Wie kann es zu einem Unikate werden, mit eindeutiger Autorenschaft und möglicher finanzieller Verwertbarkeit? Oder muss man sich von diesem Gedanken grundsätzlich lösen und das Werk im Netz generell frei verfügbar bereitstellen?

Wie mache ich ein solches Bild präsentabel? Wie kann ich es öffentlich präsentieren? In welcher Größe? In welcher Form? Muss nur noch in der Kategorie der Rauminstallation gedacht werden?

Wie erreiche ich die Strahlkraft der Bilder auf dem Pc oder iPad auch in der Präsentation gegenüber dem Betrachter? Wie gehe ich mit der Auflösung und Pixelung der digitalen Zeichnungen um? Wähle ich den Ausdruck auf Papier? Benutze ich den Beamer? Gibt es Hilfsprogramme, die die Pixelung aufheben? Wähle ich nur noch Praesentationsformen im Internet, die diese Strahlkraft garantieren?

Erkenntnis zehn: Die ungeklärten Fragen bedürfen der Klärung, der Weg des Herantastend zu diesem Thema ist noch nicht zu Ende. Wo kann mit wem dieser erkenntinsfördernde Dialog geführt werden?

Buchalov

digitales Zeichnen: Erkenntnis neun

Auch der Einsatz von Fotomaterial ist möglich und eröffnet die Möglichkeiten der digitalen Collage. Fotos können auf Ebenen kopiert und anschließend bearbeitet werden. Kombinationen mit Zeichnungen oder Übermalungen oder zeichnerischen Verbindungen sind möglich. Alles was die traditionelle Collage kann, kann auch das Zeichenprogramm – ohne Schere und Kleber.

Erkennntis neun: Alle Formen von Fotomaterial – eigenes und fremdes – können unter Berücksichtigung des Urheberrechts mit zeichnerischen oder malerischen Elementen innerhalb der Zeichenprogramme verknüpft werden. Neue Bilder entstehen aus den Bruchstücken schon existierenden Bildmaterials.

(Fortsetzung folgt)

Buchalov

digitales Zeichnen: Erkenntnis sieben und acht

Die verwendeten Zeichenprogramme enthalten eine große Vielfalt an verwendbaren Effekten, Stiften, Oberflächen und Hilfsmitteln. Ihr Einsatz sollte gut überlegt sein. Man ist stets in der Gefahr sich in der Vielfalt der Verwendungen zu verlieren und damit das Bild zu überfrachten. Ein wenig ist mehr. Die Künstlichkeit bzw. Retortenhaftigkeit einiger Hilfsmittel verbietet ihren Einsatz. Die Beschränkung auf ein persönliches Kerninstrumentarium, welches einem persönlich liegt – Juergen verwendet in der Regel die Hilfsmittel des traditionellen Zeichnens – ist angebracht.

Erkenntnis sieben: Digitales Zeichnen bedeutet, sich bei de Anzahl der zu verwendeten Hilfsmittel zu begrenzen und mit einem Kerninstrumentarium, das man vorsichtig in der Benutzung ausbaut, zu arbeiten.

Digitalen Zeichnungen sieht man schnell ihre „digitale Künstlichkeit“  auch in Form von „Leblosigkeit“ an, da die Oberflächen der Linien und Farbverläufe flach angelegt sind. Sie wirken bisweilen wie gedruckte Flächen. Ihnen fehlt das oberflächlich Materielle. Ihnen fehlen die Reste von Farbpigmenten, die Papierunebenheiten, die Materialspuren eben, welche im Licht körperlich wirken. Digitale Flächen ähneln in ihrer Erscheinung gedruckten Flächen von Druckstöcken aus Linoleum, Holz oder Gummi.

Erkenntnis acht: Es gilt, so Juergen, digital durch die Verwendung weniger und traditionelle – orientierter Hilfsmittel so zu zeichnen, dass die „digitale Künstlichkeit“ der Flächen oder Linien durch Bearbeitung möglichst wenig in Erscheinung tritt und die Bilder oder Skizzen sich traditionell gefertigten Ergebnissen in der Wirkung annähern.

(Fortsetzung folgt)

Buchalov

digitales Zeichnen: Erkenntnis fünf und sechs

Juergen verwendet in erster Linie die Programme „sketchbook pro“ und „procreate“ zur Erstellung seiner digitalen Zeichnungen auf dem iPad oder dem Zeichenbrett von Waecom. Wenn er neue Apps findet probiert er sie aus.

Die Verwendung von Layern/Ebenen ist dabei Kern der Programme und für ihn der Clou. Sie lassen farbliche Schichtungen zu, erlauben das Kopieren und Abpausen von Motiven und sind ein gestalterisches Mittel, dem scheinbar keine Grenzen gesetzt sind.

Erkenntnis fünf: Layer sind ein Specificum des digitalen Zeichnens, das den Bildern Tiefe verleihen kann und zudem den gestalterischen Spielraum immens erweitert.

Durch die Verwendung von Layern wird auch das Abpausen von Motiven möglich, die dann wiederum direkt im Bild verwendet werden können oder weiterberarbeitet werden. Auch Überzeichnungen oder Übermalungen sind mit diesem Instrument problemlos möglich. Aber ebenso ist ein vollkommen freies Arbeiten möglich. Wird ein Radierer zusätzlich eingesetzt, so können untere, schon verdeckte Schichten nach vorne gebracht werden und Ausschneidungen vorgenommen werden. Layer können zu neuen Ebenen vereint werden.

Erkenntnis sechs: Layer laden zum experimentellen, freien und expressiven Zeichnen ein.

(Fortsetzung folgt)

Buchalov

digitales Zeichnen: Erkenntnis eins bis vier

Wir reden oft darüber, Juergen und ich, und versuchen auszuloten, was es denn mit dem digitalen Zeichnen – wie wir es nennen – so auf sich hat. Ich werde in den nächsten Tagen ein wenig über Jürgens persönliche Erfahrungen  des praktischen Herantastens an dieses Thema berichten.

Erkenntnis eins: die Liste der zeichnerischen Techniken, von der Benutzung der Zeichenkohle bis hin zur Verwendung des Filzstiftes oder auch des schwarzen Kaffees, ist  durch die Verwendung des digitalen Zeichenstifts auf dem Zeichenbrett, iPad oder iPhone mit dazugehörigen Zeichenprogrammen  erweitert worden. Die Verwendung dieser digitalen Technik ist legitim und findet immer stärkere Verbreitung, auch wenn dies den zeichnerischen Traditionalisten bisweilen nicht so recht ins Konzept passt.

Erkenntnis zwei: wie  jede Technik besitzt auch diese ihre individuelle Eigenart und muss im Einsatz erlernt und erprobt werden, um zu verwertbaren und zeigbaren Ergebnissen zu kommen.

Erkenntnis drei: Im Erproben werden die Spezifika dieser Technik wahrnehmbar und erfahrbar. Ihre Kenntnis ist für die Bildgestaltung mehr als bedeutsam.

Erkenntnis vier: Man ist nicht alleine, siehe David Hockney in diesem Video auf Arte. Und der dort getätigte Satz Satz von Auge, Hand und Herz, die man zum Malen/Zeichnen benötigt, und der auch beim Einsatz digitaler Techniken seine Bedeutsamkeit hat, gefiel besonders.

(Fortsetzung folgt)

Buchalov

rumgespielt

Juergen war heute im Atelier, in Zelle k4, den gesamten Tag über, hat aufgeräumt und dann von den geplanten Vorhaben nichts umgesetzt. Stattdessen hat er mit Tusche auf einer großen Papierrolle an der Wand gezeichnet, einfach so, halb konkret, halb abstrakt. Er hat so rumgespielt, ohne Absichten, aus dem Bauch heraus, nicht genau wissend, was er da so macht. Und so verging schon einige Zeit. Das Ergebnis hat er mir auf seinem iPhone gezeigt. Zufrieden. Ich sehe da was Weibliches. Und was Technisches. Na ja!

Buchalov