

Aha, dachte Jürgen: literarisch soll es werden. Das war sein erster Gedanke als er den von Susanne zugeschickten Halbsatz las: „Sätze müssen gelesen und gezeigt werden …“ Susanne und er schicken sich immer gegenseitig halbe Sätze zu, die der Andere vervollständigen und illustrieren soll. Das machen sie schon seit 2016. Auf Instagram kann man das hier sehen: >>> projektohnenamen.
Aber was nun? Man ist ja ein Gewohnheitstier, also ist Jürgen ins Atelier gegangen, hat sich etwas Farbe genommen, den Berg der Restepapiere durchsucht, nach richtig starkem farbigen Stoff gesucht und danach eine Drehung um sich selbst gemacht, die kleine Kiste mit den Druckbuchstaben gesehen und zugegriffen. Denken fand immer noch nicht statt. Es waren eher Automatismen, die ihn trieben. Einen Tag später hat er sich das Ergebnis noch einmal angeschaut, war zufrieden, und hat eine Tasse Kaffee getrunken. Dabei blätterte er in einer Kunstzeitung, sah Bilder über den Regenwald und der Rest war das, was es immer ist: spielen. Dann setzte das Denken ein.
Und so klingt nun der gesamte Satz, Variante 1, #85: „Sätze müssen gelesen und gezeigt werden …sonst fühlen sie sich vernachlässigt und landen im wilden Wald“.
Und die Variante 2: „Sätze müssen gelesen und gezeigt werden … sonst lösen sie sich auf und dekorieren die Büsche.“

Und an Susanne schickt Jürgen nun folgenden halben Satz #86: “ Seit Jahren verfolgen mich Bob Dylans Sternschnuppen …“
Buchalov














