


outgoing Mail-Art: Aura
to: Kunstverein Duisburg, Weidenweg 10, 47059 Duisburg
Buchalov
Das Zwickelbüro hat wieder seine Pforten geöffnet: Verkleinerung ist angesagt. Jürgen arbeitet diesmal mit Antje. Denn er hat sein Atelier räumlich verkleinert. Der Platz reicht nur für zwei Personen. Das letzte Zwickelbüro fand im November 24 statt und jetzt am langen Karnevals – Wochenende ist seine Fortsetzung.
Und im Kopf geistert vorher das hier: Neue Zwickelformen / ein Zwickelpapierobjekt / Der Zwickel und das Morgen / Der Zwickel und die Zeit / Der Zwickel und der Akt / / Ein Positionspapier zum Zwickelbüro / Der Zwickel als Papierobjekt auf fotografischer Bühne / Der Zwickel angedockt an Stoffe / Der Zwickel und die Tarnkappe /
Buchalov
Ein neuer Durchlauf, der Vierte, startet mit diesem Foto, das einen „Turm der Hoffnung“ zeigt. Durchlauf, das bedeutet: Foto – Zeichnung – Scherenschnitt – Druck, Grafik – Papierobjekt. Das ist die Abfolge, in der Jürgen das Thema „light side mix – Hoffnung“ kleinarbeitet- nach dem Prinzip von Vorgänger und Nachfolger.
Die Zeichnungen:




Buchalov | (Buchalovs persönlicher Mix zur Verstärkung positiver Energien)
Ich habe mit Juergen ein Interview geführt. Das war notwendig. Es ging um eine Art von Standortbestimmung zum aktuellen Projekt und um Selbstvergewisserung.
1. Dein aktuelles Projekt trägt den Titel “light sight mix”. Was verbirgt sich dahinter?
Kunst hat für den Künstler selbst, auch für mich, oft eine psychohygienische Funktion. “Light side mix” soll mir helfen, meine Krankheit, meinen Krebs, zu begreifen, das Ganze anzunehmen und zu bewältigen – in einer leichten, farbigen Form, im Themen- bzw. Materialmix und in Form einer gebrochenen, simplen Ästhetik. Es geht im Arbeitsprozess um das Wühlen, Wühlen, Wühlen, das Sammeln von vielen Ergebnissen und dem Aussortieren, dem Reduzieren auf das Wesentliche. Es geht um Bewältigung. Um Verstehen.
2. Warum beschäftigst Du Dich mit dem Thema „Hoffnung“?
Am Anfang standen seit November letzten Jahres drei Themengebiete: die Krebsfresser, der Kampf, die Hoffnung. Geblieben ist aktuell die Hoffnung. Schicksalsschläge, gerade auch Krankheiten, wollen bewältigt werden. Aufgeben gilt nicht. Die Hoffnung, als zentrale Kraft, die uns dabei antreibt und die die Erwartung auf ein gutes Gelingen in uns wachhält, ist dabei unerlässlich. Ich halte sie für eine existenzielle wichtige Energie – für jeden Menschen. Sie will allerdings mit positiven Fakten bzw. Erfahrungen gefüttert werden, damit sie ihre Wirkung entfalten kann. Die Hoffnung ist nicht nur ein Wunsch, sondern bezieht sich auf Hinweise, die sie stützen. Sie ist mehr. So jedenfalls ist es in meinem Fall. Und ich versuche, Bilder für diesen Zustand zu finden.
3. Wachstum, Rhizom und Sterben: wie hängt das für dich zusammen?
Es gibt den Kreislauf von Wachsen und Sterben und sich entwickeln und sich in Richtungen bewegen und dem Vergehen, der uns umgibt und von dem wir ein Teil sind. Der Zufall spielt wahrscheinlich in diesem Prozess eine große Rolle – ebenso die Zuversicht auf das Gelingen der Dinge. Dieses Prinzip des stets, nicht immer zielgerichteten Wachsens, versuche ich auf meine individuelle künstlerische Arbeitsweise zu übertragen und im Atelier wie in einem Labor nachzubilden. Da, wo etwas beendet wird, also stirbt, entsteht sogleich etwas Neues.
4. Kraft und Energie und Autosuggestion: was bedeutsam das für Deine Kunst?
Die Autosuggestion ist ebenfalls eine große Kraft, von der ich glaube, genau weiss ich es aber nicht, dass sie uns bei Genesungsprozessen helfen kann. Was ich mir sage, hat für mich Bedeutung. Was ich mir vorstelle, entfaltet unbewußte Wirkungen in mir. Was ich glaube, gibt mir Struktur. Zudem wäre es in diesem Zusammenhang sicher sinnvoll sich mal wieder zu diesem Thema mit Beuys zu beschäftigen. Denn der hatte dazu auch eine eigene Meinung.
5. Und das morgen, die Zukunft?
Morgen ist morgen. Übermorgen ist übermorgen und mehr ist aktuell nicht. Wir tun ja immer so, als wenn es ein morgen nach dem übermorgen gäbe oder wir planvoll durchs Leben gehen könnten. Können wir vielleicht auch, aber jeder Plan hat eben nur eine Vorläufigkeit, die ständig durch die konkreten Ereignisse des Tages in Frage gestellt wird. Das verdrängen wir gerne. Heute schaffe ich mir eine zeichnerische Skizze mit der ich zufrieden bin, morgen ist sie schon Vergangenheit und vielleicht der Impuls für mehr. Aber übermorgen? Es kann sich so viel so plötzlich bzw. schnell ereignen. Die Dinge scheinen vom Himmel zu fallen, ständig und plötzlich und unvermittelt. Das Geschehen bis morgen kann ich einigermaßen überschauen.
Buchalov
Es geht um das Thema „Hoffnung“. Foto – Zeichnung – Scherenschnitt-Druckgrafik – Papierobjekt: das ist die Abfolge, die Jürgen festgelegt hat. Und an die er sich hält. Schon zweimal. Der dritte Durchlauf startet jetzt mit obigem Foto. Das Papierobjekt steht links von einem Zeichentisch und mit verstohlenen Blicken lässt sich Jürgen beim Zeichnen von diesem Objekt inspirieren.
Und diese Zeichnungen zum Thema „Hoffnung“ sind nun dabei entstanden:



Die Byrds im Hintergrund singen etwas von “hope for the future” im Song “the bells of Rymney”.
Buchalov | (Buchalovs persönlicher Mix zur Verstärkung positiver Energien)