I have never been in the „Altes Wasserwerk“ before | Bauch und Kopf und Hand | +3

Vorgestern war Samstag und zweimal hatte der Starkregen am Abend vorher zugeschlagen. Spuren waren im Alten Wasserwerk direkt nicht zu sehen. Obwohl alles ja Spuren hinterläßt. Im Gebäude war es nasskalt. Jürgen hatte einen selbstgemachte Kartoffelsalat mitgebracht, und die Anderen Salate, Brot, Aufstriche. Das war der Bauch.

Jürgen hat an den Zeichnungen von Freitag weitergearbeitet, sie vervollständigt und versucht, einiges in eine vom Wasserwerk losgelöste Form zu bringen.

Neue Zeichnungen sind auch entstanden, die sich mit Erinnerungsstücken beschäftigen, Gegenständen, die er nun nach Jahren der Abwesenheit von diesem Ort wiedergefunden hat und die er mit den Möglichkeiten von heute zeichnerisch umgesetzt hat. Ich fragte ihn, ob das im Blick nach hinten oder nach vorne geschehe? Alte Geschichten und Blicke bringen einen ja nicht unbedingt weiter, wahrscheinlich nur dann, wenn sie in die Zukunft transferiert werden.

Zwei Falt- bzw. Klebeobjekt gab es auch.

Das war der Kopf und die Hand.

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Nachklang | zeichnerische Netze aus Faltungen

Man glaubt, man habe es, und sei mit einem Thema fertig. Aber dann hat es einen doch noch einmal am Kragen. Jürgen nennt das Nachklang. Dass er sich verwundert, das verwundert. Denn eigentlich sei es stets so, habe ich ihm gesagt.

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falten mal literarisch

Jürgens ist immer wieder erstaunt, welch großen Kreise er mit dem zieht, was er so veröffentlicht. Man erzeuge Wirkungen, die man oft gar nicht kenne, manchmal erahne und bisweilen auch konkret erfahre. Das sagte er zu mir gestern.

So sei es auch in diesem Falle als „Lyrifant“ Kontakt aufnahm, und Jürgen auf seine Faltungen hin einen literarischen Nachhall erfuhr. Den kann man hier lesen: https://lyrifant.wordpress.com/2021/05/08/faltungen-lyrisch/

Jürgen ist dankbar.

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Künftig/bald/nach vorne: das Ende der Faltungen

Mit diesen Netzen hier findet es nun sein Ende. Na ja: Ende stimmt nicht ganz. Aber die Untersuchungen zu den Faltungen laufen nun aus. Sie werden aber auch zukünftig Bestandteil des Repertoires an Techniken und Formen von Jürgen sein – da bin ich mir ganz sicher. Gerade bei den Papierobjekten, die ja schon seit Jahren parallel zu den Holzschnitten entstehen, wird sich einiges niederschlagen.

Gefunden hat er auch noch zwei Zeichnungen, die er schon ganz vergessen hatte.

Und jetzt wird er wohl, so sagte Juergen, erst einmal das Atelier aufräumen, den Kopf ein wenig leerfegen, die Musik soll dabei helfen, und er wird zeichnen, zeichnen, zeichnen. Das nächste Thema kommt betimmt.

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künftig/bald/nach vorne: Faltungen und Netze

Mit diesem Netz hier fing es an:

Und so ging es weiter:

Die Idee, die dahinter stand war die, dass die Knickfalten ja Linien sein könnten und in ihrer Häufung vielleicht ein Netz ergeben. Und das zu erfassen und darzustellen: dies war die Aufgabe.

Ich habe ihn dabei beobachtet wie er das angestellt hat. Er hat aussortierte, gefaltete Papierobjekte wieder in den zweidimensionalen Zustand transferiert und die Linien mit dem Cutermesser herausgeschnitten. Der Zufall hat dann einen Teil übernommen, und Jürgen war derjenige, der das Gesamte anschließend bewertet hat. Das heisst konkret: Einiges landete an der Wand, der Rest im Mülleimer.

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Projektohnenamen #67: …“ da und da und da!“

„Dadaismus ist …“ „Mein Gott“ hat Jürgen gedacht als er das las. Susanne hatte ihm wieder einen Halbsatz zugeschickt, den er vervollständigen sollte. Sein Gedanke: Jetzt wird es kunsthistorisch. Jetzt wird es gewichtig. Susanne hatte ihm da einen Halbsatz zur Vervollständigung geschickt, der hatte es wirklich in sich. Man kann ja schließlich hier im Block keine Abhandlung darüber schreiben, was Dadaismus ist. Aber die Wortbedeutung könnten man mal nachschlagen, hat er sich wohl gedacht. Und fand da neben vielem anderen die Erklärung, dass der Dadaismus seinen Namensursprung in der Bezeichnung eines französischen Spielzeugs haben soll. Französische Kinder nannten wohl ihr Steckenpferd Dada. Ob das wohl stimmte?

Egal: Der Dadaismus ist groß, gewaltig und eine Kunstströmung, die nicht mehr wegzudenken ist und – für Juergen ganz wichtig – das Konventionelle ablehnt, nach neuen Wegen suchte und Nichtkonformistisch daherkam. Oder kommt, denn den Neodadaismus gibt es ja auch schon. Für den Rest nehme man das Internet.

Nach einigem Zögern hat Jürgen dann eine Notiz geschrieben. Die hatte Bestand, auch nach Tagen noch, und Jürgen hat also vervollständigt mit „…da und da und da!“ Der ganze Satz geht jetzt also so:

Dadaismus ist da und da und da!

Und Susanne bekommt von Jürgen jetzt folgenden Satzfetzen zugeschickt: „Wenn ich einen rostigen Nagel fotografiere …“

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künftig/bald/nach vorne – Faltungen: die Wirkung der Faltung auf das Motiv und die Oberfläche

Jürgen hat drei befreundeten Künstlerinnen drei Arbeiten aus der Anfangsphase zugeschickt und darum gebeten, Hinweise zu liefern, Stellung zu nehmen.

Susanne stellte zwischen den drei Objekten einen thematischen Zusammenhang her. Sie gab den Oberflächen eine Geschichte: die vom Mars, der Raumfahrt und der Besiedlung. Für sie waren die Motive bedeutsam, die eine mögliche Geschichte erzählten.

Sigrids Hinweis war kein bildhauerischer, sondern ein bildhafter. Sie machte eindrücklich darauf aufmerksam wie stark die Faltung die Oberflächen und das Motiv dominieren, teilweise sogar zerstören. Und sie stellte die Frage nach der Funktion der Faltungen.

Eva antwortete mit einer eigenen Arbeit, die über das von Jürgen gezeigte hinausging und Teile eines Hauses in der Falttechnik des Popup zeigte – und ihn später zu solchen Faltarbeiten in einem kleinen Heftchen inspirierte, Thema “Zwickel”.

Jürgens Position ist dabei klar: es gibt das Primat der Oberfläche vor der Faltung. Die Faltung ist Technik mit dienender Funktion. Das Bild ist ihm wichtiger. Und was die Funktion anbelangt soll die Faltung die Betrachterin oder den Betrachter stutzig machen, irritieren, verunsichern.

Wenn die Oberfläche abstrakt neutral ist gilt allerdings das Primat der Faltung. Und hier seien wir dann ganz im Bereich der Bildhauerei, meinte Jürgen. Eine Faltung ohne Wirkungkönne es nicht geben. Alles habe eine Wirkung.

Gezeigt werden heute Teile der Arbeiten, die in der letzten Woche entstanden sind.

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