Eine Drucklatte gibt einiges her, wenn sie nach dem Prinzip der verlorenen Platte eingesetzt wird. Plötzlich gibt es vier Variationen des Keimlings.



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Eine Methode beim Arbeiten zur Verfügung zu haben ist die halbe Miete. Oder bei den Handlungen im Leben generell. Die halbe Miete wobei? Bei der Herstellung der Werke, meinte Jürgen. Das methodische Prinzip des Abwickelns gehöre dazu. Und es sein eine Transformation.
Abwickeln, was ist das? Seine Antwort: beim Abwickeln lösen sich nach und nach die Schichten vom Körper eines Gegenstandes und jeder Prozesszustand wird zu einer eigenständigen Form. Das Abgewickelte wird zur Fläche. Klingt kompliziert und wird nicht einfacher dadurch, das dies eine rein gedanklicher Prozess ist. Gut, manchmal läßt so eine Gegegnstand es wirklich zu, dass man seine Schichten abträgt. Aber die Regel ist das nicht.
Das Abwickeln ist ein methodisches Prinzip um sich Klarheit über einen Gegenstand zu verschaffen, über seine äußere Beschaffenheit. Im Abwickeln aber öffnet sich das Innenleben und wird nach Außen gekehrt. Das Abwickeln ist als ein ganzheitlicher Ansatz.
Hier Ein Beispiel:
Das ist der Gegenstand, als Foto: ein Stück Baumpilz
Das ist die erste Abbildung als Zeichnung:
Das sind die Schichten als Netz:
Das sind die Schichten, vereinzelt, Sedimenten ähnlich:
das ist das Endergebnis:
Das also sei die Abwicklung, die gedankliche Abwicklung eines Gegenstandes, die Abwicklung von Schichten und die gestalterische Fixierung der Ergebnisse.
„Skizzen sind Skizzen sind Vorlagen sind Inspiration sind der Anfang sind Basics sind Denken sind Zeichnungen sind Klärung.“
Juergen hat seine Zeichnungen sortiert. Einige hatte ich davon ja schon gezeigt. Das, was ihn am meisten überzeugte ist nach vorne gekommen Es gibt Aspekte, so sagte er mir, die er bei seiner Auswahl wichtig findet und die er zu berücksichtigen versucht. Aber bei ihm ist wohl auch viel Spontanität im Spiel. Also:
Hajo ist unser Freund. Und er ist Imker. Er besitzt ein kleines Waldgrundtück hier in der Nähe von Wachtendonk. Und da stehen seine Bienen. Juergen und ich fahren auf unserer täglichen „Niederrheinfahrradtour“ da schon mal vorbei. Dann schauen wir, was sich da so alles tut: Bienen, Widbienen, Käfer, Spinnen, Wildblumen, Blüten, Kräuter, Holzstücke, die Sonne, das Licht, die Aktivitäten am Flugloch und so etwas eben.
Den Rest einer Baumscheibe hat Juergen als „OrtsMarke“ von dort irgendwann mal mitgenommen und im Atelier bearbeitet.
Und dann hat mir Jürgen erzählt, das ihn solche Waldgrundstücke schon immer faszinierten. Als kleiner Junge war das sein Spielplatz. Raus aus dem Haus, auf die Strasse, die Strasse hoch zum Wald, der Wals am Köttingsbach, und los ging’s. Und seine Tante Louise wohnte mitten im Wald mit kleiner Bauernschaft und zwei Kühen und einem miesepetrigen Ehemann. Die Bewirtschaftung des Waldes dort nannte man Haubergswirtschaft im Siegerland. In der Volksschule hatten sie einen Schulwald, den es zu bearbeiten hatten. Wöchentlich ging es mit dem Fahrrad dahin. Das habe er richtig gerne gemacht. Und Peter Steimle, sein alter Professor, besaß auch so ein Grundstück, und da stand dieser alte Baumwagen, die Villa Hügel, in der sie als Studenten so manche Theorie kleingearbeitet haben. Also ehrlich gesagt: wenn er heute so ein kleines Waldstücken erstehen könnte, er würde es tun. Einfach so!
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S: „Ein besonderes Symbol …“
J: … ist der Kreis: it goes around and around and around!“
Das ist Juergens Ergänzung. Von Susanne Haun erhält er immer halbe Sätze, die er vervollständigen soll. Und umgekehrt.
Als er Susannes Satzfragment erhielt, hat er sich der Notizfunktion des Handys folgendes notiert:
Die sonst so flapsigen oder humorvollen oder nonsensmässigen Antworten konnte es diesmal nicht geben. Meinte Jürgen. Dafür sei das alles nun doch zu ernst gewesen. Seltsam, dachte ich.
Und jetzt schickt Jürgen Folgendes an Susanne: „Wenn, ja wenn ich dich anspucken würde, …
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„
Erst wurde gewürfelt, dann wurden Ziffern zugesendet und dann erhielt Juergen aus einem von sechs Büchern einen Satz. Das klingt kompliziert. Aber so war es. So sind die Bedingungen bei dem Projekt „Zingelten, Satzbilder“, das Anja Middelkoop und Ria Roerdink aus Millingen/NL initiiert haben und an dem Juergen teilnimmt. Er findet das richtig spannend! Er findet das richtig reizvoll. Und er ist in guter Gesellschaft. Näheres findet ihr hier: >>> [Zinbeelden]<<<
Jürgens Satz geht so: „Beckers ging mit weiten Beinen wie ein Seemann zu dem Bauern in der Stalltür; Rebert rutschte zuerst über den Schlamm, dann über den Dreck und folgte ihm. Er hielt seine Tasche in der einen und eine Baulampe aus dem Kofferraum in der anderen Hand. „ (Zoete Mond von Thomas Rosenboom, Seite 69, Satz17).
Und das Satzbild? „Ich habe den langen Satz in seine Wortteile zerlegt, dann neu geschrieben, und schließlich weiter zerlegt. Und übrig blieb eine Short Story.“ Das war es, so Juergen. Und wie das vom Ergebnis her aussieht, seht ihr hier:
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