Grass war in der Stadt

Meine Frau hatte Karten zu einer Lesung von Günter Grass in Straelen – im Forum des Gymnasiums. Auf der Eintrittskarte stand „freie Platzwahl“, aber das Kollegium des Gymnasiums hatte für sich und die Angehörigen die ersten Reihen reserviert. Fand ich unverschämt. Fand ich nicht toll.

Toll aber war Grass: Ein 83jähriger, dem dies Alter körperlich anzusehen war, der aber vom Kopf her klar wie eh und jeh redete. Er erzählte von seinem Besuch im Übersetzterkollegium in Straelen und las danach aus seinem Buch „Grimms Wörter“. Er las gut, er las Worte, die ich noch nie gehört hatte, er las Worte, die ich schon gehört hatte, die aber in dieser Verwendung nach großer Literatur klangen. Und es sicherlich auch waren. Und er las ohne Spannungsbogen. Dies war für mich als Wenigleser – ich sitze ja immer bei meiner Maschine – nicht ganz so einfach.

Mir hat gefallen, dass Grass nicht aus der Zeit gefallen ist. Seine Literatur ist sicher zeitlos, er aber ist ein Künstler, der politisch in der Zeit steht. Und wirkt. Und sich dazu bekennt.

Buchalov

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