die Grosse

Er kam bei mir in der Garage vorbei und trug ein dickes Buch unter dem Arm. Juergen erzählte, dass er gestern in der Großen Kunstaustteluugn NRW in Düsseldorf gewesen sei, drei Stunden lang, und wenn er dann den Katalog kaufe, habe das schon etwas zu bedeuten. Und er zeigte mir aus dem dicken Wälzer so einiges.

Ich habe verstanden, dass ihn in der Übersicht die Vielzahl der Einzelposotionen stark gefesselt haben. Diese zeige nämlich, sagte er, wo die aktuelle Kunst in NRW stehe und dass es nicht unbedingt die Spitze der Avantgarde sei, aber eben die Masse der aktiven Künstler und was die so machten und wo sie ästhetisch ständen. Und das hat ihn sehr inspirieret. Es ist einmal die Unterschiedlichkeit der thematischen Positionen, nicht abgehoben, sondern auf das Leben bezogen. Und es ist der wahnsinnige Mut zur Verwendung aller nur möglichen Materialien des alltäglichen Lebens: von der Seife bis hin zu Gürteln. Die Malerei habe zu kämpfen, um sich gegen die Macht der Objekte und Skulpturen und Plastiken zu behaupten. Starke Bilder seien dabei herausgekommen, Bilder und Positionen, die ihn zum Innehalten gezwungen hätten. Er habe viel gelernt. Im Detail.

Und  im Grundsätzlichen müsse man radikaler sein in der Verwendung von Motiv, Material und Ästhetik. Sich nicht mit den traditionellen Sehgewohnheiten abfinden, diese bedienen. Nein, gegen den Strich bürsten, sei wohl wichtiger. Mache auch wohl mehr Spaß.

Er hüttete den Katalog wie eine Bibel und gab ihn nicht aus den Händen.

Buchalov

4 Gedanken zu „die Grosse

  1. Wunderbar auch dieses Gürteltier ….sich nicht mit dem Traditionellen abfinden, ist wohl das Schwerste überhaupt. Wobei auch das Objekt- und Konzepthafte bereits wieder traditionell ist … LG

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    • Liebe Erinnye!
      Die Darstellungen, die auch noch einen Touch von Witz aufwiesen, und davon gab es einige, fanden wie das Gürteltier meine besondere Aufmerksamkeit und gefielen mir besonders.
      Tja, und es stimmt wohl: was gibt es noch an wirklich Neuem in der Kunst und was ist nicht schon nach kurzer Zeit traditionell. Es scheint so, als wenn alles schon einmal da gewesen sei. Retro lässt grüßen.
      LG Juergen

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  2. Hallo Jürgen!

    Ich kann dich gut verstehen, als ich vor drei Jahren das erste mal in der Grossen Kunstausstellung war, war ich ähnlich beindruckt und habe immer wieder (auch später noch) durch den Katalog geblättert, beindruckt von der Ideenkraft und Originalität der ausgestellten Werke. Allerdings war ich schon bei meinem zweiten Besuch letztes Jahr etwas entäuscht und auch dieses Mal ist es nicht besser geworden – wenn nämlich gut ein drittel der gezeigten Künstler jedes Mal vertreten sind und jedesmal (teilweise fast exakt) die gleichen Werke zeigen wird der anfänglich Eindruck der Originalität – zumindest teilweise – zur farce.

    Viele Grüße Ute

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