Eden – aus Rudolfs Sicht

Natürlich fragte „Rudolf der Bildhauer“ am Sonntag: Blogparade, hm?

Zuerst aber standen er und Juergen am Fenster und schauten aus der ersten Etage auf den Ostwall und verfolgten den Karnevalszug in Geldern.

Danach bei Kaffee und Kuchen setzte Rudolf nach:  „EdenZwo“?. Was das denn da so sei und was es damit auf sich habe? Er kenne den Begriff „Eden“, aus seiner Schulzeit. Und Eden sei eben das Paradies. Und da gäbe es Adam und Eva und die Schlange und den Apfel und die beiden Bäume: den des Lebens und den der Erkenntnis. Und es gäbe den Regelverstoß und die Vertreibung. Und es gäbe die Bilder aus dem Mittelalter mit den Beiden nackt vor den Bäumen, umgeben von Tieren und die Blöße immer geschickt durch einen Zweig mit Blättern verdeckt.

Ja, sagte Juergen, so ein Bild von Cranach habe er letzte Woche im Landesmusueum in Münster gesehen. Und Rudolf meinte, das habe etwas Mythisches, Existentielles. Auch Christliches. Es sei tief in uns verankert.

Juergen hörte genau zu, denn er ist noch auf der Suche. Nicht das Thema will er finden, sondern er will die Sachlage klären. Will wissen, was wir alle über „Eden“ wissen und was es uns bedeutet und was die Beschäftigung oder die Verankerung ganz tief in uns mit uns anstellt.

Rudolf sagte auch, er sei gar nicht getauft.

Buchalov

16 Gedanken zu „Eden – aus Rudolfs Sicht

  1. Lieber Jürgen,eine interessante Frage. Für mich ist diese Vorstellung der Unversehrtheit und Einheit mit den uns umgebenden Dingen in der biblischen Schöpfungsgeschichte überlagert von der patriarchalisch ausgelegten Schuld-Vertreibungssache. Den Begriff „Eden“ würde ich eher in Ovids Goldenem Zeitalter wiederfinden können. LG

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    • Das Bild ist auch ohne anthropomorphe Figuren gut, das Gefühl von Eins-sein und Verbundenheit lässt sich mit der Erkenntnis nicht einfach zusammen erhalten, wir bleiben ja auch keine Embryos wir werden ‚rausgeworfen‘ – wir können auch nicht Embryos bleiben und gleichzeitig ein Gymnasium besuchen, auch wir Männer nicht (kleiner Witz am Rande) vlG T.

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      • Zum Eden-Bild passt die Aufkündigung der Ganzheitlichkeit und des Weggehens oder der Vertreibung. In Bezug auf EdenZwo und meine persönliche Umsetzung des Themas, halte ich diesen Aspekt für nicht so geeignet, da er die Aspekte Leid, Trauer, Schuld beinhaltet. Mir geht es eher um das Glücks als paradiesischen Zustand.
        LG Juergen

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  2. Wobei das Bild von Baum der Erkenntnis, Schlange, Apfel, Menschenpaar natürlich ein echt starkes ist, allein die Symmetrie von Baum mit Mann und Frau. Teilt man einen Apfel, ist da auch manchmal diese Symmetrie, ein Kern rechts, einer links, dazwischen das Bäumchen.

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  3. Hallo Jürgen,
    das ‚kurz auf den Nenner bringen‘ ist es auch nicht immer: Es soll nicht die patriarchalische Schuld vertrieben werden, da ist ein Bindestrich also: Schuld und Vertreibung aus patriachalischen Beweggründen – aber ‚Schuld‘ ist das Patriarchat ja immer gewesen in den letzten 40 Jahren…. :=(
    vlG T.

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    • Äh nein, Schuld und Vertreibung in patriarchalischer Exegese, so wars gemeint.
      Hm ja, mal ganz oberflächlich betrachtet, drückt sich in dieser Schöpfungsgeschichte nicht gerade umwerfend viel Frauenfreundlichkeit aus, nicht nur in der Causa Apfel, auch die Erschaffung der Frau aus der Rippe Adams könnte nachdenklich machen. Aber möglicherweise entgehen mir die subtextuellen Feinheiten.

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      • Das würde ich gerne jetzt genauer wissen, damit ich es verstehe, was Du unter patriarchalischer Erläuterung/ Auslegung in Bezug auf die Schuld und Vertreibung aus dem Paradies verstehst- damit wir nicht aneinander vorbeireden.
        Ich habe darunter immer verstanden, dass „das sündige Weib“ in der Interpretation dieses Bildes über Jahrhunderte als Ursache für den Verlust der Unsterblichkeit herhalten musste, weil das Essen des Apfels vom Baum der Erkenntnis auf ihre Initiative zurückging. Das hat tatsächlich nichts mit Frauenfreundlichkeit, sondern mit Schuldzuweisung zu tun. Und das mit der Erschaffung der Frau aus der Rippe Adams als Begründung für die Unterordnung der Frau über Jahrhunderte war natürlich auch ideologisch begründet und somit frauenfeindlich bzw. Unterdrückung begründend.
        Gruss Juergen

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  4. Ja, klar, so meinte ich es. Irgendjemand musste ja schließlich schuld sein, dass wir nicht mehr in Eden sind… (mehr habe ich wirklich nicht gemeint), eben die Deutung des Paradiesverlustes durch eine patriarchalische Religion. Es gibt ja andere Schöpfungsmythen (verweise nochmals auf Ovid) die ebenfalls diesen Paradiesverlust beschreiben, jedoch ohne Schuldzuweisung an die Frau auskommen. Nur das meinte ich, also nichts Weltbewegendes 😉 (Und trotzdem ist diese Geschichte natürlich faszinierend)

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    • Doch, ist schon wichtig.
      Bezogen auf mein Projekt bedeutet dies nämlich: ich darf nicht die rein mythologische Sicht von „Eden“, sondern ich sollte die ideologische Sicht ebenfalls mitbedenken.
      „Eden ist der Ort, wo Du mir die schönen Dinge erzählst“ kann also in meiner Aufarbeitung nur eine Situation sein, in der die Personen gleichberechtigt agieren.
      LG Juergen

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  5. Denke ich auch mal. Ich denke aber mal, „Eden“ und das Bild des Paares unter dem Apfelbaum, das in der Ikonographie damit gleichgesetzt wird, sind zu unterscheiden. Unsere landläufige Vorstellung von Eden verbindet sich mit dem Baumbild, dabei ist diese Situation ja bereits der Anfang vom Ende.

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    • Genau!

      „EdenZwo“, und das scheint mir als Ergebnis unserer Diskussion in der gedanklichen Umsetzung des Projektes möglich, ist einmal ein Ort: Vielleicht ein Garten, oder ein Zimmer oder ein Gebäudeteil. Und dann ist da noch die Situation, in der Menschen so agieren, dass es für einen von ihnen, vielleicht auch für beide, paradiesisch ist/wird. Ein denkbares Szenario.
      Aber schauen wir mal, was die nächsten Tage im Blog an weiteren Hinweisen und Perspektiven für die Realisation des Themas ergeben.

      LG Juergen

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  6. @erinnye: mein ‚EDEN‘-Bild ist nicht a priori mit dem Baum verbunden, es ist eher das ‚wo der Löwe mit dem Einhorn kuschelt‘ und so, das mit dem ‚Rauswurf habe ich ja schon ausgeführt… vlG T.

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    • Mit dem Baum als Symbol des Sündenfalls würde ich es auch nicht verbinden wollen. Allerdings kann ich dem biblischen Text auch nicht entnehmen, dass in Eden das Einhorn mit dem Löwen kuschelte. Meines Wissens (das diesbezüglich aber überschaubar ist) wurde diese Schöpfungsgeschichte während der babylonischen Gefangenschaft geschrieben in der Absicht, sich von den tier- und gestirnverehrenden Religionen abzusetzen. Im 1. Buch Mose steht: „sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land“.

      An späterer Stelle: “ Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch, und herrscht über….“ Dass hingegen der Löwe das Einhorn nicht fraß oder der Vogel nicht den Wurm, steht nirgendwo.

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