Eine Tour beginnt immer schon vor der Tour. So war es auch diesmal. Juergen suchte Tage vorher im Internet: Orte, Stellplätze, Personen, Berichte, Entfernungen, Namen und und und. Und Jürgen suchte Bilder: Bilder seiner Freunde, seines alten Gymnasiums, von Straßen, von Personen.
Und er habe bemerkt, so sagte er, dass das schon etwas mit ihm mache: Einstimmung, Erwartungen, Ängste, Planungen, Listen, Vorfreude, Spannung, Kribbeln – so etwas halt. aber eben angenehm, weil so eine eigene erwartungsfrohe Spannung entstanden sei.
Und er habe sich immer im Hinblick auf seine Reise gesagt: Sei offen, höre gut zu, nimm dir Zeit, sei einfühlsam für alles, auch das Befremdliche, baue Brücken zwischen Dir und den Anderen, lass Dir Zeit, schaffe Raum, lass die Dinge stehen, alles wird gut.
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Mittags sind wir eingestiegen und losgefahren: fahren, fahren, fahren, schauen, schauen, dazu die Musik, singen, laut singen, zuhören. Das sei es gewesen, denn das erste Ziel stand ja fest: Herchen an der Sieg. Eng ist es hier, unübersichtlich, keine offene, flache niederrheinische Landschaft.


Das ist der Ort, an dem sich für Juergen, so behauptet er immer, die Welt aufgetan hat. Der Junge aus der Hüttensiedlung des Siegerlandes hat hier die Größe der Welt zum ersten Male so richtig erfahren als er diese Schule besuchte. Sein altes christliches Gymnasium, ja das sei eine Offenbarung gewesen. Geprägt hätten sie ihn, seine Lehrer, durch die Bank gute Lehrer, und hätten ihm gezeigt wie Leben gehen könne. Dafür ist er ihnen bis heute dankbar. Und die Sechziger waren es auch noch. Sie dürfen nicht vergessen werden.


Ein kleiner Fußmarsch, sofort, vom Stellplatz zu den heute modernen Gebäuden des Bodelschwingymbasium musste sein, er konnte nicht warten, wobei die alte Baustruktur noch steht, um viel Neues ergänzt, und es fühlte sich offenbar gut an. Die Lektüre der Website des Gymnasiums rundete alles ab. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er Teil einer Geschichte, dass er in dennSechzigern Teil von etwas Großem gewesen ist, das bis heute trägt. ( https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bodelschwingh-Gymnasium_Herchen)


Da kam dann ein „aber“. Und mit dem schlägt Juergen auch den Bogen von gestern zu heute und morgen: im Leitbild der protestantischen Schule wird aus Überzeugung großer Wert auf die Vermittlung eines christlichen Menschenbildes gelegt. Das hat Jürgen schon in seiner Schulzeit dort so erfahren und es ist vieles davon tief in ihm verwurzelt. Das ist gut so. Es macht ihn aus. Gelernt hat er dort auch kritisch die Dinge zu hinterfragen. Daher hat vieles im Laufe der Jahre keinen Bestand gehabt und musste sich seinem Zweifel an vielen christlichen Gehalten beugen. Als wir am Ufer der Sieg saßen, hat er mir davon erzählt.
Buchalov
Ein gutes Wurzelgießen wünsche ich dir !
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Danke, danke!
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Danke fürs Mitnehmen und weiterhin positive Erinnerungen. Es tut gut, von guten Pädagogen zu hören. Gute Weiterreise Marie
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Gerne, gerne! Vielen Dank für die lieben Wünsche, Liebe Grüße
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Ich wünsche dir eine gute Reise, gute Erinnerungen und Begegnungen, lieber Jürgen. Bin gespannt auf deine weiteren bercihte!
Ich schrieb ja schon oft, dass ich nicht an die alten Orte zurück will, aber so langsam denke ich darüber anders … muss wohl was mit dem fortschreitenden Alter zu tun haben 😉
Herzliche Grüße
Ulli
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Liebe Uli, danke für die lieben Wünsche.
Ja, mit dem Alter hat das sicherlich zu tun. Und mit Vergewisserung. Und mit Neugierde. Und mit Fragen der Kontinuität. Und des Gedächtnisses. Und und und…
Liebe Grüße
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