es hat gut getan

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Juergen und ich sind immer noch sehr berührt, wirklich sehr berührt. Ein paar Tränen haben wir auch weggedrückt. Der Grund ist simpel und vielleicht unbedeutend: Bob Dylan bekommt ja den Literaturnobelpreis.

Es hat richtig gut getan zu erleben, dass mal die gesamten negativen Tagesnachrichten – von den Kriegen um uns herum bis hin zu den rechten, nationalistisch – populistischen Tönen und Taten in Deutschland, die ja so massiv aufs Gemüt drücken, von dieser Nachricht der Nobelpreisverleihung überlagert wurden. Endlich mal wieder etwas wirklich Positives und das mit einer Person, die uns ja schon seit Mitte der Sechziger begleitet. Bob Dylan ist unser Weggefährte, und wir sind der seine. Ich sehe mich noch mit fünfzehn Jahren wie ich mit der Gitarre beim gemeinsamen Urlaub mit meinen Eltern in Bayern auf der Gitarre immer wieder „Blowing in the wind“ spiele. Und bei diesem Lied ist es ja nicht geblieben – bis heute wenn wir mit „Band M“ proben und auftreten.Von daher ist es ja nicht nur ein Preis, der an Bob Dylan geht, sondern auch an uns, an diese Generation, die ihn über Jahre begleitet hat. Das ist schon mal etwas Rührseligkeit wert.

Nobelpreise werden in der Regel für ein Lebenswerk verliehen. Die Preisträger sind in der Regel dadurch gekennzeichnet, dass sie im letzten Teil des Lebensweges angekommen sind. Sie haben das Alter. Tja, und das ist das, was ja auch für uns gilt: auch wir sind mittlerweile mit vielen Lebensjahren gesegnet. Und das Zeitfenster schließt sich, keine Frage. Da darf man zusätzlich berührt sein, oder?

Buchalov

8 Gedanken zu „es hat gut getan

  1. Als Bob Dylan-Fan freue ich mich auch über die Ehrung, allerdings hat das Komitee in meinen Augen wenig Gespür bewiesen, denn Dylan wird der Preis mehr oder weniger egal sein. Vielleicht wäre er bei Haruki Murakami oder Philip Roth doch besser aufgehoben gewesen.

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    • Lieber Valentino!
      Das Dylan auf die Verleihung des Preises bisher nicht reagiert hat, kann ja durchaus unterschiedliche Gründe haben. Da ist vieles denkbar und die Spekulationen schießen ja auch schon reichlich ins Kraut. Die Begründung der Jury kann ich jedenfalls nachvollziehen und halte deren Entscheidung von daher für keine Falsche.
      Ich weiß nicht, ob die Frage, bei wem ein Preis gut aufgehoben ist, überhaupt von Bedeutung ist.
      Liebe Grüße Juergen

      Gefällt 2 Personen

      • Lieber Jürgen, ich denke, für das Komitee macht es schon einen Unterschied, ob der Geehrte den Preis annimmt, ablehnt, oder weder noch – schweigt bzw. überhaupt keine Reaktion zeigt. Im letzteren Fall steht das Komitee irgendwie im Regen, was mir persönlich wiederum relativ egal ist, weil ich von Preisverleihungen eh nicht so viel halte. Ohne die Spekulationen noch weiter ins Kraut schießen zu lassen, könnte man vermuten, unabhängig von der Begründung, die ich ebenso keinesfalls für falsch halte, in diesem Jahr war man sich uneins und wählte darum einen weniger kontroversen Preisträger. Beste Grüße, Valentino

        Gefällt 1 Person

  2. Ich bin so gar nicht musikalisch, aber für Blowing in the wind habe ich stundenlang auf meiner im Urlaub gewonnenen Gitarre geübt. Dieser Song hat mir soviel gegeben und immer wieder habe ich als Teenie über den Song nachgedacht.

    Lieben Gruß
    Ela

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  3. Da Bob Dylan nicht nach Stockholm kommen konnte, liess er sich von Patti Smith vertreten. Aber man merkte, dass ihr dabei nicht wohl war. Nach zwei Minuten ihres Vortrags von «A Hard Rain’s A-Gonna Fall», wusste sie den Text nicht mehr. «Sorry», sagte sie, «I am so nervous.» Sie lächelte verlegen. Dann setzte sie wieder an. Und obwohl sie noch einmal stockte, nahm sie den Song jetzt in Besitz, sang ihn, als habe sie ihn geschrieben. Patti Smith schien mit ihren 69 Jahren genau so fassungslos über den Zustand Welt, wie der 21jährige Dylan, als er den Song schrieb, diese surreale Apokalypse mit ihren bedrohlichen Metaphern über Rassismus, Hass, Krieg und Tod. Patti Smith sang den Song mindestens so gut, wie Dylan ihn je im Laufe seiner langen Karriere gesungen hat. Wenn sie den nächsten Preis bekommt, soll Bob Dylan ihn abholen. Egal welchen.

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