Neun kleine Linolschnitte: das Tor in die Zeit?

Also: im Moment geht es um die Zeit, speziell um die “Zeit ohne Zeit”. Das ist als Gegenstand natürlich nicht vom Himmel gefallen, sondern hat sich so ergeben. Jürgen war mit dem Thema „Eden3“ unterwegs, dabei spielte auch die Zeit als unendliche Zeit eine Rolle und nun ist rhizomartig da ein eigener Sproß bzw. Keimling entstanden, der vor sich hinwächst und wuchert.

Ule Rolf hat dazu folgendes Gedicht geschickt, vielen Dank dafür:

Gedanken über der Zeit

Ihr lebet in der Zeit und kennt doch keine Zeit;

so wißt, ihr Menschen, nicht von und in was ihr seid.

Diß wißt ihr, daß ihr seid in einer Zeit geboren

und daß ihr werdet auch in einer Zeit verloren.

Was aber war die Zeit, die euch in sich gebracht?

Und was wird diese sein, die euch zu nichts mehr macht?

Die Zeit ist was und nichts, der Mensch in gleichem Falle,

doch was dasselbe was und nichts sei, zweifeln alle.

Die Zeit, die stirbt in sich und zeugt sich auch aus sich.

Diß kömmt aus mir und dir, von dem du bist und ich.

Der Mensch ist in der Zeit; sie ist in ihm ingleichen,

doch aber muß der Mensch, wenn sie noch bleibet, weichen.

Die Zeit ist, was ihr seid, und ihr seid, was die Zeit,

nur daß ihr wenger noch, als was die Zeit ist, seid.

Ach daß doch jene Zeit, die ohne Zeit ist, käme

und uns aus dieser Zeit in ihre Zeiten nähme,

und aus uns selbsten uns, daß wir gleich könten sein,

wie der itzt jener Zeit, die keine Zeit geht ein!
Paul Fleming
(* 05.10.1609, † 02.04.1640)

Über die Zeit zur Nichtzeit? Über die Zeit zur Ewigkeit? Oder wie bei Jürgen über ein paar Linolschnitte zu Zeit-Eindrücken. Das scheint der Weg zu sein.

Neun Linolschnitte, wieso gerade neun, nicht fünf, nicht sieben, nicht dreizehn, nein neun liegen auf seinem Tisch und sie haben Titel: im Inneren der Utopie / Zeitschleifen / Zeitsedimente / Zeitpumpen /Zeitkapsel /Zeitloecher /Zeitmaschine.

Wenn man diese Art von Zeit luftig mit weißen Punkten überdruckt, tja, dann gibt es die Zeit vielleicht fast nicht mehr. Das war sein Gedanke. Das hat er im Experiment ausprobiert. Und ist ganz und gar nicht zufrieden. Da muss eine andere Lösung her.

Buchalov

12 Gedanken zu „Neun kleine Linolschnitte: das Tor in die Zeit?

  1. Wir finden, dir ist es schon ganz gut gelungen, die Dimension der Zeit ins zeitlose Bild zu bannen. Es ist ja schwierig die Bewegung an sich ins starre Bild zu setzen.
    Auf jeden Fall gefallen uns deine Linolschnitte.
    Mit lieben Grüßen vom Meer
    Wishing you a wonderful weekend
    The Fab Four of Cley
    🙂 🙂 🙂 🙂

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  2. „Und die Zeit, und die Zeit, und die Zeit“, sang Gilbert .Becaud. Deine Auseinandersetzung damit gefällt mir sehr und regt zum Nachdenken an. Ich stelle mir in der letzten Zeit oft die Frage, läuft sie mir davon? Kann Zeit davonlaufen? Deine Arbeiten gefallen mir sehr. Zur Neun fällt mir das Enneagramm ein. Eine Nummerologie, die mich viele Jahrzehnte beschäftigt. Liebe nächtliche Grüße von Marie

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    • Liebe Ulli!
      Das alles freut mich und ich bin immer angetan davon, wie die eigenen Gedanken andere inspirieren sich auch mit meinen Themen zu beschäftigen.
      Den Text von Kästner habe ich flüchtig gelesen und werde das sicherlich wiederholen und dann genauer hineinhorchen.
      Liebe Grüße
      Jürgen

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