Ich habe mit Juergen ein Interview geführt. Das war notwendig. Es ging um eine Art von Standortbestimmung zum aktuellen Projekt und um Selbstvergewisserung.
1. Dein aktuelles Projekt trägt den Titel “light sight mix”. Was verbirgt sich dahinter?
Kunst hat für den Künstler selbst, auch für mich, oft eine psychohygienische Funktion. “Light side mix” soll mir helfen, meine Krankheit, meinen Krebs, zu begreifen, das Ganze anzunehmen und zu bewältigen – in einer leichten, farbigen Form, im Themen- bzw. Materialmix und in Form einer gebrochenen, simplen Ästhetik. Es geht im Arbeitsprozess um das Wühlen, Wühlen, Wühlen, das Sammeln von vielen Ergebnissen und dem Aussortieren, dem Reduzieren auf das Wesentliche. Es geht um Bewältigung. Um Verstehen.
2. Warum beschäftigst Du Dich mit dem Thema „Hoffnung“?
Am Anfang standen seit November letzten Jahres drei Themengebiete: die Krebsfresser, der Kampf, die Hoffnung. Geblieben ist aktuell die Hoffnung. Schicksalsschläge, gerade auch Krankheiten, wollen bewältigt werden. Aufgeben gilt nicht. Die Hoffnung, als zentrale Kraft, die uns dabei antreibt und die die Erwartung auf ein gutes Gelingen in uns wachhält, ist dabei unerlässlich. Ich halte sie für eine existenzielle wichtige Energie – für jeden Menschen. Sie will allerdings mit positiven Fakten bzw. Erfahrungen gefüttert werden, damit sie ihre Wirkung entfalten kann. Die Hoffnung ist nicht nur ein Wunsch, sondern bezieht sich auf Hinweise, die sie stützen. Sie ist mehr. So jedenfalls ist es in meinem Fall. Und ich versuche, Bilder für diesen Zustand zu finden.
3. Wachstum, Rhizom und Sterben: wie hängt das für dich zusammen?
Es gibt den Kreislauf von Wachsen und Sterben und sich entwickeln und sich in Richtungen bewegen und dem Vergehen, der uns umgibt und von dem wir ein Teil sind. Der Zufall spielt wahrscheinlich in diesem Prozess eine große Rolle – ebenso die Zuversicht auf das Gelingen der Dinge. Dieses Prinzip des stets, nicht immer zielgerichteten Wachsens, versuche ich auf meine individuelle künstlerische Arbeitsweise zu übertragen und im Atelier wie in einem Labor nachzubilden. Da, wo etwas beendet wird, also stirbt, entsteht sogleich etwas Neues.
4. Kraft und Energie und Autosuggestion: was bedeutsam das für Deine Kunst?
Die Autosuggestion ist ebenfalls eine große Kraft, von der ich glaube, genau weiss ich es aber nicht, dass sie uns bei Genesungsprozessen helfen kann. Was ich mir sage, hat für mich Bedeutung. Was ich mir vorstelle, entfaltet unbewußte Wirkungen in mir. Was ich glaube, gibt mir Struktur. Zudem wäre es in diesem Zusammenhang sicher sinnvoll sich mal wieder zu diesem Thema mit Beuys zu beschäftigen. Denn der hatte dazu auch eine eigene Meinung.
5. Und das morgen, die Zukunft?
Morgen ist morgen. Übermorgen ist übermorgen und mehr ist aktuell nicht. Wir tun ja immer so, als wenn es ein morgen nach dem übermorgen gäbe oder wir planvoll durchs Leben gehen könnten. Können wir vielleicht auch, aber jeder Plan hat eben nur eine Vorläufigkeit, die ständig durch die konkreten Ereignisse des Tages in Frage gestellt wird. Das verdrängen wir gerne. Heute schaffe ich mir eine zeichnerische Skizze mit der ich zufrieden bin, morgen ist sie schon Vergangenheit und vielleicht der Impuls für mehr. Aber übermorgen? Es kann sich so viel so plötzlich bzw. schnell ereignen. Die Dinge scheinen vom Himmel zu fallen, ständig und plötzlich und unvermittelt. Das Geschehen bis morgen kann ich einigermaßen überschauen.
Buchalov





Du hebst sie für mich aus der Verdrängung, wohin ich sie immer wieder stoße: die Einsicht in die Vorläufigkeit von allem, im Großen wie im Kleinen. Ich fühle mich sicherer, wenn ich sie nicht im Bewusstsein dulde, und doch macht sie sich ständig bemerkbar.
Bei dir lerne ich, dass man sie als Normalfall akzeptieren kann, vielleicht sogar muss, mit genug Mut, den ich bei dir bewundere. Sie bringt mir Gelassenheit. Das bedeutet mir viel. Grüße auch an Buchalov, den klugen Interviewer.
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Hallo Ule!
Wenn es so ist wie es ist, dann ist es eben so. Mutig bin ich nicht. Ich versuche mit der Krankheit klar zu kommen. Liebe Grüße, Jürgen
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Lieber Jürgen,
danke für dieses ‚Interview‘. Hierin liegt viel Kraft und eben auch künstlerische Umsetzung eines Themas, dem sich noch lange nicht alle so intensiv zu stellen vermögen wie du es tust. Und ich danke dir auch für deine Offenheit, das öffnet vielleicht der Einen und dem Anderen eine Tür sich mit ähnlichem Geschehen offener zu zeigen und eben auch umzugehen.
Herzliche Grüße und immer wieder toi, toi, toi für deine Genesung, Ulli
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Lieben Dank für die guten Wünsche, bis bald!
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Lieber Jürgen
mir gefallen deine Bilder, die du heute präsentierst, sie haben etwas trotz allem etwas Leichtes.
Sehr viel halte ich von Selbstsuggestion. Ich hatte gerade eine kompliziertere Aneurismus-OP und war danach ziemlich schwach und konnte schwerlich gehen. Nach zwei Wochen konzentrierter Arbeit mit Selbstsuggestion und Affirmationen bin ich jetzt wieder genesen.
Möge die Selbstsuggestion auch dir gut helfen. Wir halten fest die Daumen
The Fab Four of Cley
🙂 🙂 🙂 🙂
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Es tut gut solche Sätze zu lesen. Dank dafür! Ich bin positiv eingestellt: es wird schon werden. Ich wünsche Dir /Euch alles Gute, Liebe Grüße, Jürgen
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Die positive Einstellung ist die wichtigste Medizin unserer Erfahrung nach.
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Lieber Klausbernd,
gut, dass du von deiner OP wieder genesen bist. Wo sitzt (bzw. saß) dein Aneurysma?
Weiter gute Besserung von Susanne
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Liebe Susanne
ich bin wieder völlig genesen.
Das Aneurysma saß an der Aorta in der Leistengegend.
Habe herzlichen Dank für die guten Wünsche.
Mit lieben Grüßen von der sonnigen Küste
Klausbernd 🙂
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Lieber Jürgen,
danke für deine ehrlichen Worte, die es auch uns (deinen Freunden) leichter machen, mit der Situation umzugehen.
Wie du schon am Telefon gesagt hast: Wir alle wissen, dass wir irgendwann sterben. Nur ist in der Jugend dieser „Termin“ noch in so weiter ferne, dass wir uns damit nicht befassen. Je älter wir werden und je näher dieser Termin heranrückt, umso konkreter wird er. In Deutschland wird wenig darüber geredet. Das macht es schwerer.
Ich bin wie Klausbernd der Meinung, dass die Selbstsuggestion sehr hilft.
In diesem Sinn einen schönen Tag von Susanne
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Hallo Susanne!
Vielen Dank für deinen Kommentar. Alles Gute, liebe Grüße, Jürgen
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