Projekt ohne Namen: „…die das Rhizom fressen wird!“

Das „Projekt ohne Namen“ läuft seit 2016. In Zusammenarbeit mit Susanne Haun vervollständigt Juergen halbe Sätze, die ihm von ihr zugeschickt wurden und visualisiert sie anschließend. Susanne macht das Gleiche. Eine Übersicht des bisher Geschaffenen sieht man hier:

2019 und das Projekt ohne Namen – Zeichnung von Susanne Haun

Susanne schrieb als Letztes: „Inhaltsverzeichnisse sind Wissensquellen, die …“

Und Juergen antwortete: „…die das Rhizom fressen wird!“ Und wie fast immer hat er drei Blätter dazu angelegt, mit einem kommt er nie aus, Mischtechnik. Erst hat er mit Holzresten gedruckt und danach mit Tusche gezeichnet.

Juergens neuer Satzanfang für Susanne lautet: „Die Weltenseele ist mir noch nicht begegnet, …“

Buchalov

21 Gedanken zu „Projekt ohne Namen: „…die das Rhizom fressen wird!“

  1. Lieber Jürgen,
    ich freue mich über deine Fortsetzung meines Satzes.
    Wie verstehst du Rhizom? Biologisch als Wurzelstock? Der Wurzelstock wird das Inhaltsverzeichnis fressen? Oder verstehst du es philosophisch? Deleuze versteht das Rhizom als Methaper für Wissensorganisationen und Weltbeschreibung. Wie kann aber ein Inhaltsverzeichnis bzw. Wissensquelle von einer Wissensorganisation befressen werden, da ja das Inhaltsverzeichnis schon eine Wissensorganisation darstellt?
    2017 schreibst du als Buchalov, dass Juergen wie immer rumdruckste, und glaube, er wisse gar nicht so genau – im Detail jedenfalls, was ein Rhizom ist. Jürgen erzählte Buchalov allerdings immer von dem Rhizom als Methode der künstlerischen Erarbeitung von Themen, dem Rhizom als Präsentationsform und dem Rhizom als künstlerisches Thema.
    Aber werden Wissensquellen tatsächlich von Präsentationsformen oder künstlerische Themen gefressen? Ist es nicht vielmehr so, dass genau diese Inhaltsverzeichnisse und Wissensquellen am Anfang unserer künstlerischen Arbeit stehen?
    Eine etwas ratlose Susanne wünscht dem Jürgen und seiner Familie ein schönes Weihnachtsfest!

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    • Liebe Susanne!
      Jetzt sitze ich hier am Rechner und überlege schon seit Minuten, was und wie ich Dir schreiben soll. Das ist nicht ganz so einfach, es ist schwer den Anfang zu finden, da der liebe Juergen flapsig auf einen halben Satz von Susanne, aber nicht ohne Hintergrund, geantwortet hat, und die liebe Susanne nun ganz ernsthaft mit seiner Antwort umgeht.
      Also muss ich wohl ernsthaft antworten.
      Wissen kann in Inhaltsverzeichnissen organisiert, verwaltet und sortiert werden. Es kann von unten nach oben angelegt sein, hierarchisch geordnet, eins baut auf dem anderen auf, Wissen wird angehäuft, kluge Menschen wissen viel, weniger kluge Menschen wissen weniger. Inhaltsverzeichnisse sind dabei wie Schubladen. Es gibt Verbindungen zwischen ihnen, logische natürlich, wer das Spiel zwischen den Schubladen beherrscht, ist ein intellektuelle Typ. So habe ich das fast mein Leben lang gesehen und getan, hatte dabei aber immer ein ungutes Gefühl. Als ich als junger Mann die ersten Bücher darüber las, das Wissen nicht linear, sondern netzartig angelegt ist, wir unser Wissen nicht zielgerichtet vermehren, sondern in diesem Netz eher situativ agieren und von Knoten zu Knoten gehen, das Netz, unser Wissen im Laufe des Lebens immer dichter knüpfen und so lernen, bekam dieses Art der Wissensorganisation und der Vermehrung die ersten Risse. Heute im Alter weiss ich, das das Rhizom und die von Deleuze beschriebene Wissenorganisatio, beschrieben mit dem Begriff des Rhizoms, mir und meinem Agieren gänzlich entspricht.
      Und wenn dann da die Schubladen und Inhaltsverzeichnisse auftauchen, wird das Rhizom, wird „Juergen sie fressen und sie sich einverleiben“. Oder besser: ich, der ich im Netz des Lebens und des Lernens unterwegs bin, von Knoten zu Knoten, werden diese Inhaltsverzeichnisse, wenn es passt, mit ihrer Organisation des Wissens in mein Rhizomsystem integrieren.
      Das Rhizom als Methode der künstlerischen Erarbeitung von Themen, das Rhizom als Präsentationsform und das Rhizom als künstlerisches Thema sind dabei weiterhin fester Bestandteil meines kreativen Agierens.
      Ich war gerade noch einmal im Atelier und habe voller Freude auf meine Wand geschaut an der alle bisherigen Ergebnisse zu meiner Auseinandersetzung der letzten Wochen mit der „Buchalovs Freunde Tour 2018“ hängen, scheinbar ungeordnet, aber dennoch mit innerer Logik wie ich finde. Vielleicht bin ich der Einzige, das das, was da hängt, versteht, und vielleicht überfordere ich den Betrachter, denn es ist mein Rhizom, was da hängt. Ich bin mir aber sicher, dass auch er sich auf den Weg in diesem Netz machen kann und Anknüpfungspunkte für sein persönliches Wissen findet.
      Und nun noch zum letzten Satz Deines Kommentars. Wenn ich meine künstlerische Arbeit beginne, ist da am Anfang kein Inhaltsverzeichnis oder gesammeltes Wissen, sondern ein Impuls, eine Idee, ein Energiestoß, eine Begeisterung, etwas Punktuelles. Und ich lege los. Und im Agieren merke ich, wie ich Wissen anhäufe, und mein Netz dichter wird, und wie es in das passt, was schon in mir existiert.
      Von daher schien mir der Satz, das das Rhizom, während es wächst, die Inhaltsverzeichnisse fressen wird, ein berechtigter.
      Es tut mir leid, das ich Dich ratlos gemacht habe. Das war nicht meine Absicht. Aber vielleicht bringt uns das ja inhaltlich weiter nach vorne und wieder näher zueinander. Gespräch für unser Treffen im August hätten wir ja dann.

      Ich wünsche Dir und Micha und Deiner Familie ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest.
      Liebe Grüße Juergen

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      • Lieeber Jürgen,
        herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort!
        Jetzt verstehe ich natürlich sofort, fressen im Sinn von assimilieren 🙂 . Damit ist mir alles klar.
        Ich mag es, wenn sich Themen kreuzen. Ich weiss, du beschäftigst dich lange mit dem Rhizom. Die Bilder in deinem Atelier haben für dich Index-Charakter zu Situationen und Wissen und oft besitzt nur du den Schlüssel. Aber ich bin sicher, dass deine Bilder beim Betrachten andere Denkprozeße als du dir vielleicht gedacht hast, anstoßen. Und somit scheint mir jedes Bild in diesem Sinne ein Rhizom? Oder habe ich hier einen Denkfehler?

        Es ist nicht schlimm, dass du mich ratlos machtest, vielleicht bin ich gerade wieder etwas viel in Anspruch genommen von meinem Vater und was an Zeit übrig bleibt, geht in meinen Master und in die nächste Ausstellung zu den Inuit. Da bleibt leider wie ich selber merke wenig Gedankenfreiheit übrig und ich lege wieder eine Ernsthaftigkeit an den Tage, die nicht immer gut ist. Aber so ist das Leben und ich schenke meinem Vater gerne Zeit.

        Liebe Grüße und viel Freude mit den Kindern an Weihnachten wünscht dir Susanne und auch der Micha

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