digitales Zeichnen: Erkenntnis sieben und acht

Die verwendeten Zeichenprogramme enthalten eine große Vielfalt an verwendbaren Effekten, Stiften, Oberflächen und Hilfsmitteln. Ihr Einsatz sollte gut überlegt sein. Man ist stets in der Gefahr sich in der Vielfalt der Verwendungen zu verlieren und damit das Bild zu überfrachten. Ein wenig ist mehr. Die Künstlichkeit bzw. Retortenhaftigkeit einiger Hilfsmittel verbietet ihren Einsatz. Die Beschränkung auf ein persönliches Kerninstrumentarium, welches einem persönlich liegt – Juergen verwendet in der Regel die Hilfsmittel des traditionellen Zeichnens – ist angebracht.

Erkenntnis sieben: Digitales Zeichnen bedeutet, sich bei de Anzahl der zu verwendeten Hilfsmittel zu begrenzen und mit einem Kerninstrumentarium, das man vorsichtig in der Benutzung ausbaut, zu arbeiten.

Digitalen Zeichnungen sieht man schnell ihre „digitale Künstlichkeit“  auch in Form von „Leblosigkeit“ an, da die Oberflächen der Linien und Farbverläufe flach angelegt sind. Sie wirken bisweilen wie gedruckte Flächen. Ihnen fehlt das oberflächlich Materielle. Ihnen fehlen die Reste von Farbpigmenten, die Papierunebenheiten, die Materialspuren eben, welche im Licht körperlich wirken. Digitale Flächen ähneln in ihrer Erscheinung gedruckten Flächen von Druckstöcken aus Linoleum, Holz oder Gummi.

Erkenntnis acht: Es gilt, so Juergen, digital durch die Verwendung weniger und traditionelle – orientierter Hilfsmittel so zu zeichnen, dass die „digitale Künstlichkeit“ der Flächen oder Linien durch Bearbeitung möglichst wenig in Erscheinung tritt und die Bilder oder Skizzen sich traditionell gefertigten Ergebnissen in der Wirkung annähern.

(Fortsetzung folgt)

Buchalov

2 Gedanken zu „digitales Zeichnen: Erkenntnis sieben und acht

  1. Hallo Jürgen,
    ich würde nicht alle Deine Erkenntnisse unterschreiben, aber am achten Punkt reibe ich mich geradezu. Geht es beim digitalen Zeichnen nicht gerade darum, diese digitale Künstlichkeit zu erhalten? Es scheint mir wenig Sinn zu machen, mit dieser eigenständigen Technik und der daraus resultierenden Ästhetik, sich traditionellem annähern zu wollen.
    LG Dieter

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    • Hallo Dieter!

      Danke, guter Hinweis.

      Es stimmt wohl: jede zeichnerische Technik hat ihre spezielle Erscheinungsform. Und beim digitalen Zeichnen ist sie auch an der vorhandenen Künstlichkeit erkennbar. Diese Künstlichkeit enthält für mich aber auch eine gewisse Leblosigkeit. Damit will ich mich bei ihrer Verwendung nicht abfinden, denn dies entspricht nicht meinem gestalterischen Ansatz. Meine Zeichnungen sollen eigentlich Natürlichkeit ausstrahlen, dami sie stark mit meinen Themen korrespondieren. Sie sollen leben. Also versuche ich die digitale Ästhetik an dieser Stelle zu brechen. Ob es gelingt? Keine Ahnung. Na ja, manchmal schon.
      Und ob es daher zukünftig für mich bei der Verwendung der digitalen Technik bleibt, weiß ich auch noch nicht. Daher ja auch diese Zwischenbilanz im Blog anhand von zehn Erkenntnissen. Bisher schätze ich eher die Vorteile dieser Technik für mich – so überragend sind meine zeichnerischen Fähigkeiten nämlich nicht und ich kann die technischen Möglichkeiten dabei ganz gut als Krücke verwenden.

      Und wo klemmt es noch?
      LG Juergen

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